Plustern, Futtern, Kuscheln: Wie heimische Vögel gut durch den Winter kommen.

Den Kopf halt kühl, die Füße warm. Das alte Sprichwort lehrt den Menschen ein einfaches Rezept, um im Winter gesund zu bleiben. Um die kalte Jahreszeit gut zu überstehen und Kälte sowie Nahrungsknappheit zu trotzen, haben Vögel, die in unseren Breiten bleiben, clevere Strategien entwickelt. „Bei unseren Standvögeln sind die Füße zwar manchmal auch kalt, aber mit Plustern, Futtern, Kuscheln und anderen Maßnahmen können sie auch bei frostigen Temperaturen überleben“, erklärt NABU-Vogelexperte Bernd Petri.
Vögel müssen eine Körpertemperatur von 38 bis 42 Grad Celsius aufrechterhalten. Anstelle einer dicken Winterjacke hilft den gefiederten Tieren das Aufplustern. Dadurch entsteht rund um den Vogelkörper eine isolierende Luftschicht, die vor Kälte schützt – wie bei einem Daunenkissen. Des weiteren hilft die kugelige Form der aufgeplusterten Tiere, wie sie bei Rotkehlchen und Amseln häufig zu sehen ist, gegen die Kälte. So ergibt sie im Verhältnis zum Körpervolumen die geringste Oberfläche, über die Wärme verloren gehen kann. Zusätzlich schützen wetterfeste Deckfedern die darunterliegenden, wärmenden Daunen vor Nässe.
Beim Anblick der nackten Vogelbeine kann es den Betrachter schaudern. „Auch hier haben sich die Standvögel klug angepasst“, erläutert Bernd Petri. „Singvögel setzen ihr geplustertes Gefieder auf die Beine und Füße und halten sie so warm.“ Auch Wasservögel, wie etwa Stockenten, bekommen trotz nackter Beine keine Erkältung: „Ihre kalten Füße sorgen dafür, dass das Eis unter ihnen nicht schmilzt und sie auf gefrorenen Gewässern nicht anfrieren.“

Damit der Vogelkörper auch in kalten Nächten warm bleibt, muss er viel Energie verbrennen. Daher sind die Vögel tagsüber unermüdlich damit beschäftigt, ausreichend Futter zu finden. An kurzen Wintertagen bleibt ihnen dafür noch weniger Zeit. Beliebte Energielieferanten in der Vogelwelt sind vor allem Samen von Bäumen und beerentragende Sträucher wie Weißdorn, Schlehe oder Liguster. Auch Samen verblühter Wildstauden bieten Vögeln über den Winter wichtige Nahrung.
Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber passen sich dem überwiegend vegetarischen Nahrungsangebot in der kalten Jahreszeit an. Während im Sommer Insekten auf dem Speiseplan stehen, setzen sie jetzt auf fetthaltige Körner, Nüsse und Früchte. Manche Vogelarten legen sogar Wintervorräte an, Eichelhäher beispielsweise sammeln und verstecken bereits im Herbst Eicheln für die kalte Zeit. Doch längst nicht alle Vögel setzen auf pflanzliches Futter, wie der Vogelexperte berichtet: „Einigen Arten gelingt es, sogar im Winter Insekten zu erbeuten. Buntspechte picken sie aus morschen Stämmen, Wintergoldhähnchen suchen Äste und Zweige nach Sechsbeinern und Spinnen ab.“

Das Winterwetter bedeutet für die Tiere, mobil zu bleiben. Wird es in einem Gebiet besonders kalt, fliegen einige Vögel wie Enten, Finken und Stare in angenehmere Witterungszonen in der Nähe. „Vor allem in den Siedlungen ist es im Freien durchschnittlich etwas wärmer als im Umland. Das erhöht die Überlebenschancen. Auch mehr Nahrungsquellen wie Futterstellen, Komposthaufen und Abfälle kommen hinzu und machen Städte und Dörfer interessant für unsere Standvögel“, ergänzt Petri. Stare und Wacholderdrosseln kommen dann oft in großer Zahl in die Gärten, um Fallobst zu verspeisen.
In Gärten und an Balkonen finden sich häufig Nistkästen, die sich nicht nur fürs Brutgeschäft, sondern auch zum Überwintern eignen. Arten wie Kohlmeisen oder Kleiber verwenden sie in den Winternächten als Schlafstuben. Das schützt sie vor Wind, Kälte und zu hohem Energieverlust. „Zaunkönige kuscheln sich sogar zu mehreren im Kasten zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen“, so der NABU-Ornithologe. „Die meisten Vögel schlafen aber aufgeplustert in Bäumen und Büschen im Freien. In naturnahen Gärten finden sie vielfältige Strukturen, regionale Gehölze und Beerensträucher, die Schutz bieten und gleichzeitig Nahrung liefern.“

Vogelfütterung – ja oder nein?

Die Fütterung von Vögeln trägt kaum zum Schutz gefährdeter Arten bei. Dennoch empfiehlt der NABU richtig betriebe Vogelfütterung im Winter von November bis Februar als Hilfe und Naturerlebnis zugleich. „Besonders an Futterstellen lassen sich die Tiere nämlich aus nächster Nähe beobachten. So lässt sich durch das Füttern nicht nur Natur erleben, sondern es vermittelt zudem Artenkenntnis.“ Das gelte besonders für Kinder und Jugendliche, die immer weniger Gelegenheit zu eigenen Beobachtungen und Erlebnissen in der Natur hätten.
Übersehen werden dürfe jedoch nicht, dass weitreichendere Maßnahmen notwendig seien, um den Rückgang gefährdeter Vogelarten zu stoppen: „Im Artenschutz muss deshalb Priorität haben, was die Vielfalt in unserer Kulturlandschaft wirksam und möglichst langfristig fördert. Gezielte Agrarumweltprogramme zählen dazu ebenso wie Maßnahmen zur Pestizidreduktion, die Förderung angepasster Mahdtermine, oder das zeitweise Belassen von Stoppelfeldern nach der Ernte.“

pe/MiA

Bild mit freundlicher Genehmigung von Willfried Wende / Pixabay