In ganz Deutschland gehen die Bestände des Braunkehlchen stark zurück. In Mittelhessen findet der kleine Vogel noch extenisv genutzte Wiesen und naturnahe Bachufer, auf denen er brüten kann. Hilfe kommt durch spätes Mähen und Rückschnitt der Ufergehölze.

Es gibt nicht mehr viele Braunkehlchen in Hessen: Ihr Kerngebiet ist der Lahn-Dill-Kreis gefolgt von Vogelsberg und Marburg-Biedenkopf, wo die bedrohten Wiesenbrüter schon seit Jahren vom Landkreis unterstützt werden. Rund 30 Paare brüten auf den Wiesen und an den Bächen im Westen und Süden des Kreises. Jedes Jahr im Frühjahr ziehen die nur zwölf bis 14 Zentimeter großen Vögel von ihren Winterquartieren südlich der Sahara mehr als 5000 Kilometer bis nach Mittelhessen, wo die Jungen aufgezogen werden.

Verfolgt das Wiesengeschehen wachsam: Das Braunkehlchen ist bei der Jagd auf Insekten und beim Singen auf sogenannte “Ansitzwarten” angewiesen. Gern genutzt werden dabei Zaunpfähle oder Pfosten.

2019 zeigte ein vom Landkreis in Auftrag gegebenes Gutachten, wo der Vogel mit der braun-orangen Brust in der Region zu finden ist, Schutzmaßnahmen also besonders sinnvoll sind: Danach singen die Braunkehlchen vor allem in der Region Kirchvers, aber auch im Raum Angelburg, Breidenbach, Steffenberg, Gladenbach und Weimar. Seitdem sorgen die Untere Naturschutzbehörde und der Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz in Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten dafür, dass sich die Lebensbedingungen für das Braunkehlchen verbessern.

So wurden Erlen an den Ufern von Vers und Kaltenbach bereits dreimal zurückgeschnitten. Auch die Ufergehölze am Breitebach bei Lixfeld wurden bereits mehrfach „auf den Stock gesetzt“. Denn das Braunkehlchen braucht offene Landschaften und feuchte Wiesen, um seine Nester anzulegen. Es meidet große Hecken und dichte Bäume, weil sich darin Fressfeinde verstecken können. Wichtig sind dagegen einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, die als Sing- und Ansitzwarte dienen. Der Wiesenvogel hat nämlich eine besondere Strategie, um sich vor Feinden zu schützen. Wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht, nimmt das Braunkehlchen eine regungslose „Pfahlstellung“ ein und versucht so, sich unsichtbar zu machen. Deshalb wurden im Landkreis auch schon zahlreiche Ansitzwarte und Weidenpfosten eingerichtet.

Auch Sträucher und Gebüsche werden vom Braunkehlchen gern bei der Jagd auf Insekten und Würmer als Ansitz genutzt.

Zugleich hat der Landkreis mit Landwirtinnen und Landwirten Verträge geschlossen, damit Wiesen mit Braunkehlchen-Nestern später gemäht werden. Gefährdet sind die Vögel nämlich vor allem, wenn gespritzt sowie früh und häufig gemäht wird. Dabei werden Nester zerstört und Jungvögel getötet. Und da die Braunkehlchen nur eineinhalb Jahre alt werden, ist eine jährliche Brut entscheidend. Zudem ernährt sich der kleine Singvogel vorwiegend von Insekten, Spinnen und Würmern und ist deshalb auf artenreiches Grünland, Feldränder und Brachen angewiesen. Um den Wiesenbrüter nicht beim Nestbau und bei der Brut zu stören, bittet der Kreis Naturfreunde zudem darum, auf den Wegen zu bleiben und Hunde an der Leine zu führen. „Wir müssen um jedes einzelne Paar kämpfen“, erläutert Fachfrau Vera El-Sawaf von der Unteren Naturschutzbehörde. Zudem nütze es auch vielen weiteren Arten, wenn man die Wiesenbrüter unterstütze, ergänzt Braunkehlchen-Expertin Viola Wege.

gec

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