Eine Architekturausstellung in der Wettergasse zeigt noch bis Ende Januar, wie die Musikschule Marburg einmal aussehen könnte. Ausgearbeitet wurden die Entwürfe von Studierenden der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM).
Bunter Trubel in der großen, offenen Cafeteria. Während die einen gerade vom Unterricht kommen und sich mit einem Stück Kuchen belohnen wollen, bereiten sich andere gerade auf diesen vor, tauschen sich lauthals mit Freunden aus oder lassen in der Werkstatt nebenan ihr Instrument durchchecken. So oder so ähnlich könnten sich demnächst Szenen in der Musikschule „Am Schwanhof“ abspielen. Voraussetzung dafür wäre jedoch ein Umbau der bereits bestehenden Schule. In einer Architektur-Ausstellung werden jetzt Konzepte für eine Sanierung der Musikschule vorgestellt.
Eine Cafeteria oder eine Werkstatt gibt es derzeit nicht. Und auch an Sozial- oder Besprechunsgräumen mangelt es der Einrichtung, die Teil des Vereins Musikschule Marburg e.V. ist. Über 1200 Schülerinnen und Schüler werden aktuell an der Musikschule „Am Schwanhof“ und an weiteren Standorten unterrichtet – Tendenz steigend. Die stetig wachsenden Schülerzahlen und der damit einhergehende Platzmangel sind einer der Gründe gewesen, warum Schulleitung Eugen Anderer gemeinsam mit Mitarbeitern aus Betriebsrat und Vorstand eine „Bau-AG“ initiierte. Hinzu kam ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung von 2023, ein Konzept zur Gründung eines „Hauses der Musik“ zu entwickeln.
Somit gab es einen Anlass, sich intensiv mit einem Ort für Musik und Musikunterricht auseinanderzusetzen. Die neu gegründete Bau-AG sollte grundlegende Fragen beantworten. „Was sind unsere Ansprüche an eine neue Musikschule? Welche Vorstellungen und welchen Bedarf haben wir? Raumdämmung war zum Beispiel ein großes Thema“, erzählt Anderer. Zusätzlich zum Platzmangel sorgten veraltete Räume für eine schwierige Raumsituation. Nachdem die Bau-AG ihre Ideen der Stadt Marburg vorgestellt hatte, hatte Anderer den Gedanken, „dass es schön wäre, wenn die Ideen nochmals von professioneller Seite geprüft und visualisiert werden würden“.
Schließlich konnte er die Professoren Bartosz Czempiel und Nikolaus Zieske der Technischen Hochschule Mittelhessen von dem Projekt überzeugen. Unter ihrer Leitung hatten Gießener Studierende des Fachbereichs Bauwesen 2024 die Aufgabe, Konzepte für die Modernisierung und Sanierung des bestehenden Gebäudes der Musikschule sowie einen Neubau zu erarbeiten. Es handelte sich dabei nicht nur um die Masterarbeit der Studierenden, sondern auch um eine sehr komplexe und außergewöhnliche Aufgabe. Bauen am Bestand sei sehr herausfordernd, so Anderer. Es galt, größere Räume zu schaffen, die mit modernen Unterrichtsmedien aufgewertet werden können. Außerdem sollten einladende Freiflächen und für einige Bereiche separate Räumlichkeiten entstehen. Auch kleine, aber relevante Details, wie unterschiedliche Kindertoiletten, je nach Alter und Größe, mussten beachtet werden. Insgesamt sei es bei der Planung entscheidend, die Musikschule nicht als normale Schule, als „Paukbude“ zu betrachten, erklärt Anderer, sondern als öffentlichen Ort der Begegnung.
Bei der Konzepterarbeitung für diesen Ort der Begegnung hatten die 25 Studierenden unterschiedliche Herangehensweisen. Manche Modelle wurden mit dem 3D-Drucker gedruckt, manche bestehen aus mit Laser geschnittener Pappe, auch Holz und Gips kamen zum Einsatz. Die Studierenden hatten trotz komplexer Aufgabenstellung viel Freiheit in ihrer Ausarbeitung. Anderers Ziel war es, „sie einfach frei werkeln zu lassen“. Dementsprechend facettenreich sind die Ergebnisse. Von konventionell über modern bis hin zu extraordinär sei alles dabei. Die Resultate seien ein Zeugnis der Freude und Mühe, die die Studierenden in ihre Arbeiten gehängt hätten und sprühten vor Energie, berichtet der Schulleiter. So gehen sie auch über die Ideen der Bau-AG hinaus und beinhalten Räumlichkeiten wie eine Werkstatt oder Cafeteria, an die die Planungsgruppe zuvor nicht gedacht hatte.
Die Musikschule plant einen Sammelband, der die besten Entwürfe präsentiert und – mit theoretischen Erörterungen versehen – die Wertigkeit einer solchen Aufgabe darstellt. Die Publikation soll zukünftigen Musikschulbauten oder -umbauten als Inspiration und Vorbild dienen. Ob die Entwürfe zu einer neuen Musikschule letztlich realisiert werden, bleibt eine politische Frage, erklärt Anderer. Es bleibe der Stadt Marburg überlassen, ob sie die Schule auf dem Gelände am Schwanhof beibehalten wolle. Die Musikschule hat der Stadt gegenüber jedoch deutlich gemacht, dass sie ihr Gelände aufgrund der optimalen Lage nicht verlassen will.
Die acht besten Projektdarstellungen der Studierenden sind bis Donnerstag, 30. Januar, montags bis freitags zwischen 14 und 18 Uhr im VielRAUM in der Wettergasse 23, in Form einer Ausstellung, zu sehen.
Marie Klotz