Am Samstag (8. März) ist internationaler Frauentag. Der Tag markiert den Start einer ganzen Reihen von Veranstaltung, die sich den Themen Gleichberechtigung, Frauenrechten und Feminismus widmen.

Der Internationale Weltfrauentag steht seit über einem Jahrhundert für Gleichberechtigung und Frauenrechte. Seinen Ursprung hat der Feiertag am 8. März in der Protestbewegung von Arbeiterinnen im 19. sowie 20. Jahrhundert, er entwickelte sich weltweit zu einem Symbol für den Kampf gegen Ungleichheit. Die Kommunistin Clara Zetkin spielte dabei für Deutschland eine bedeutende Rolle. Sie rief am 19. März 1911 zur Teilnahme am ersten internationalen Frauentag auf. 1975 wurde der 8. März von der UNO als offizieller Internationaler Frauentag anerkannt. Doch während einige meinen, Frauen hätten längst die gleichen Chancen wie Männer, zeigen andere, dass es noch viel zu tun gibt. Wie wichtig ist der Weltfrauentag also im Jahr 2025?
Mit einem Blick auf einige Zahlen und Fakten lässt sich diese Frage beantworten. Im Erwerbsleben sind Frauen im Vergleich zu Männern noch immer unterrepräsentiert. Laut dem statistischen Bundesamt ist nur jede 3. Führungskraft im Jahre 2023 eine Frau. Ein Faktor, der zu diesem Ungleichgewicht beiträgt, ist die unbezahlte Fürsorge-Arbeit, die noch immer zum Großteil von Frauen erledigt wird. Denn Frauen verbringen pro Woche durchschnittlich rund neun Stunden mehr mit unbezahlter Fürsorge-Arbeit als Männer. Diese Zeit fehlt den Frauen dann im Erwerbsleben, aber auch für die Freizeitgestaltung. Auch die Alterseinkünfte von Frauen und Männern ab 65 Jahren unterscheiden sich deutlich. Frauen haben laut dem statistischen Bundesamt jährlich rund 7.000 Euro weniger zur Verfügung als Männer. Denn Frauen haben oftmals geringere Rentenansprüche als Männer, da sie häufiger schlecht bezahlte Berufe ausüben und sich längere Auszeiten nehmen oder in eine Teilzeitbeschäftigung gehen, aufgrund von Nachwuchs oder der Pflege von Angehörigen und Hausarbeiten. Das Resultat ist eine vor allem unter Frauen weit verbreitete Altersarmut.

Darüber hinaus belegen Zahlen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJ), dass die Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Form von Femiziden, Sexualstraftaten Häuslicher Gewalt und anderen Gewalttaten im Vergleich zu den letzten Jahren gestiegen ist. Wobei nur ein Teil der Straftaten zur Anzeige gebracht wird, ein großer Teil bleibt aus Angst der Frauen vor weiterer Gewalt, Verleugnung und Scham unbekannt.
Doch damit nicht genug. Frauen können auch hier in Deutschland noch immer nicht das tragen, was sie wollen und sich sicher sein, dass sie keinen Blicken oder Kommentaren über ihre Freizügigkeit ausgesetzt sind, oder ihnen nach einem Übergriff unterstellt wird ihr Outfit hätte zu genau diesem eingeladen. Frauen können noch immer nicht frei über ihren eigenen Körper entscheiden und machen sich bei einer Abtreibung unter bestimmten Bedingungen strafbar. Wenn eine Frau sich für eine Karriere entscheidet und gleichzeitig einen Kinderwunsch hat, kann sie sich nicht immer darauf verlassen ausreichend unterstützt zu werden, sondern muss sich oftmals für eine der beiden Optionen entscheiden. Entscheidet sich eine Frau dafür, sich für eine Zeit oder dauerhaft um die Kinder zu kümmern und den Haushalt zu führen, kann das dazu führen, dass sie im Alter eine geringere Rente bekommt. Und wenn sie sich doch für beides entscheidet, ist das oftmals eine Zerreißprobe, die vor allem für alleinerziehende Frauen kaum tragbar ist.

Frauen sind zudem in medizinischen Studien meist stark unterrepräsentiert, was dazu führt, dass zahlreiche Medikamente und Behandlungen nicht auf den weiblichen Körper abgestimmt sind, was zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Darüber hinaus werden körperliche und psychische Leiden von Frauen oft nicht ernstgenommen, was zu Fehldiagnosen und unerkannten Krankheiten führen kann.
Anhaltende Ungerechtigkeit, Ungleichbehandlung, Missachtung und Gewalt machen den Internationalen Weltfrauentag also auch im Jahr 2025 in Deutschland zu einem wichtigen Feiertag, der zeigt: Wir sind schon sehr weit gekommen, aber noch lange nicht am Ziel. Er erinnert uns an all die mutigen Frauen und auch an die Männer, die sich für Veränderungen im Sinne der Frauen eingesetzt haben, zeigt auf was sich noch verbessern muss und trägt zur Sichtbarkeit der Belange von Frauen in der Öffentlichkeit bei.
In Marburg gibt es zahlreiche Veranstaltungen anlässlich des internationalen Weltfrauentages. Eine Auswahl ist hier zu finden:

Info-Stand zum Equal Pay Day und zur Altersarmut

Das Gleichberechtigtenreferat klärt über ungleiche Bezahlung auf und fordert gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit. Informiert wird außerdem über Angebote für Betroffene von Altersarmut, zum Wiedereinstieg in den Beruf, zur Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf, zur Teilzeitausbildung oder beruflichen Neuorientierung. Informationen unter www.marburg.de/equalpayday.
Infostand: Freitag, 7. März von 14 bis 16 Uhr, Marktplatz

Marburger Haus der Romantik e.V.

Das Haus der Romantik lädt zu einer Führung mit Sektempfang im Marburger Haus der Romantik ein. Um 15 Uhr spricht Maria Metz-Becker zum Thema „Menschenrechte haben kein Geschlecht – Frauen der Romantik“. Eintritt 7,- Euro, Informationen unter www.romantikmuseum-marburg.de.
Führung: Samstag, 8. März um 15 Uhr, Markt 16

Demo 8M – Feminismus statt Faschismus

Nach den Bundestagswahlen gibt es genug Grund zu demonstrieren. Das Bündnis „Feministische Kampftage“ will mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Zeichen für Feminismus, gerechte Löhne, Schutz in Frauenhäusern und körperliche Selbstbestimmung setzten. Mit grünen Tüchern, Trommeln und Pfeifen wird lautstark gegen eine immer engstirnigere Politik protestiert.
Samstag, 8. März um 17 Uhr, Marburger Hauptbahnhof

MaidaVale

MaidaVale ist eine schwedische Heavy-Psychrock-Band. Die vier Frauen machen Retro-Rock mit fetten Stoner-Riffs und Psych-Einflüssen. Ihre Texte sind politisch und gesellschaftskritisch.
Sonntag, 9. März um 20.30 Uhr, KFZ

Motherflow – Raus aus der Überforderungsfalle

Zerrissen zwischen Familie, Job und eigenen Bedürfnissen und ein ständiges Gefühl, das alles nicht zu schaffen – das ist die Realität von vielen Müttern. Dieses Seminar der Agentur für Arbeit unterstützt Frauen mit Werkzeugen und Strategien in ihrem vollgepackten Alltag, Anmeldung unter Marburg.BCA@arbeitsagentur.de. Donnerstag, 13. März von 9 Uhr 30 bis 11 Uhr 30, online

Der Uteruskomplex – Ein Schauspielprozess

„Der Uteruskomplex – Ein Schauprozess“ ist ein dokumentarischer Krimi über Gleichberechtigung und Schwangerschaftsabbrüche in der juristischen Grauzone. Basierend auf Interviews, beleuchtet das Stück die Memminger Prozesse 1988-1989, bei denen 157 Frauen wie Straftäterinnen behandelt wurden. Es zeigt ihre Geschichten, heutige Erfahrungen und den Kampf um Selbstbestimmung im Kontext von 152 Jahren §218 StGB in Deutschland.
Sonntag, 16. März ab 19 Uhr 30 Uhr, Hessisches Landestheater

Prima Facie

Das mit Preisen ausgezeichnete Erfolgsstück „Prima Facie“ der australischen Autorin Suzie Miller feierte nach seiner Uraufführung in Sydney internationalen Erfolg. Der Monolog erzählt von der Strafverteidigerin Tessa Ensler, deren Glaube an die Justiz durch patriarchale Strukturen und sexualisierte Gewalt erschüttert wird. Emotional und eindringlich vermittelt das Stück Hoffnung auf Veränderung. Für alle Menschen ab 15 Jahren.
Dienstag, 18. März um 19 Uhr 30, Hessisches Landestheater

Auftaktveranstaltung zum Mentoring-Programm „Frauen in die Politik“

Das Mentoring-Programm „Frauen in die Politik“ des Marburger Gleichberechtigtenreferats soll mehr Frauen für die Kommunalpolitik begeistern und sie ermutigen, sich zur Kommunalwahl 2026 aufstellen zu lassen. Die öffentliche Auftaktveranstaltung, gefolgt von einem Kennlernen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, bietet Einblicke in die Kommunalpolitik und wird von Moderatorin Tina Dürr geleitet. Teilnehmende Politikerinnen sind Stadträtin Kirsten Dinnebier, Elke Neuwohner sowie Renate Bastian und Lisa Deißler. Informationen gibt es unter https://www.marburg.de/frauen-in-die-politik.
Donnerstag, 27. März von 18 bis 20 Uhr, Historischer Rathaussaal, Rathaus

Weltgesundheitstag – Info-Stand zu reproduktiven und sexuellen Rechten

Das Referat für Gleichberechtigung, Vielfalt und Antidiskriminierung und die Beratungsstelle pro familia Marburg bieten einen Info-Stand rund um sexuelle und reproduktive Rechte an. Unter anderem wird informiert über Familienplanung, Empfängnisverhütung, sexuelle Aufklärung, sexuelle Orientierung und Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten sowie über die geltende Regelung zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland. Mittwoch, 2. April von 15 bis 17 Uhr, Marktplatz

Ein Programm der Stadt Marburg mit weiteren Veranstaltungen ist zu finden unter www.marburg.de.

Janine Anderson

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Rafael Farias, Rafna Fifty / Pixabay, Tung Lam / Pixabay und Jan Bosch