Ein Mathe- oder Informatikstudium stellt Menschen mit Sehbeeinträchtigung vor besondere Herausforderungen – denn Formeln sind in den seltensten Fällen barrierfrei zugänglich. Ilka Agricola von der Uni Marburg möchte dem mit der Plattform “Math4VIP” abhelfen.

Wer Mathe, Informatik oder eine Naturwissenschaft studieren möchte, ist auf die eigenen Augen angewiesen. Menschen mit Sehbeeinträchtigung stehen häufig vor Hindernissen. Denn Formeln, Diagramme oder andere grafische Inhalte werden visuell dargestellt – eine Vorlesesoftware stößt hier an ihre Grenzen. Hinzu kommt: Nur die wenigsten Hochschulen stellen professionelle Unterstützungkräfte für sehbeeinträchtigte Studierende bereit. Meist müssen die Betroffenen ihre Assistenzen selbst anlernen. Selbstbestimmtes und erfolgreiche zu studieren wird dadurch erschwert. Die Marburger Mathematikerin Ilka Agricola möchte das mit einer zentralen Lehrplattform ändern.

„An jeder einzelnen Universität studieren nur wenige Studierende mit starker Sehbehinderung, so dass man oft auf kurzfristige ad-hoc-Lösungen zurückgreift. Dies wollen wir ändern und so gemeinsam ein Portal schaffen, das einen echten Mehrwert im deutschen Sprachraum liefert“, erklärt Agricola. Ihr Projekt “Math4VIP” soll Studierenden mit Sehbeeinträchtigung barrierefreie Lehrmaterialien bereitstellen – egal, an welcher Hochschule sie studieren. Ziel ist, eine zentrale Plattform zu schaffen, auf die Mitglieder aller Hochschulen im deutschsprachigen Raum zugreifen können. Mathematische Inhalte sollen dort aufgearbeitet und Leitfäden für barrierefreie Matierialien verfasst werden werden.

Das Projekt ist eine Kooperation des Fachbereichs für Mathematik und Informatik der Philipps-Universität Marburg und dem Zentrum für digitale Barrierefreiheit und Assistive Technologien des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Die Volkswagen-Stiftung fördert das Projekt in der Förderlinie „Pioniervorhaben – Impulse für das Wissenschaftssystem“ drei Jahre lang mit einer Gesamtsumme von etwa 500.000 Euro.   

LB/pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Fenchel und Janich