Dreitägiger Warnstreik am UKGM / Elf Prozent mehr Lohn gefordert
Mit gellenden Trillerpfeifen und Sprechchören sind rund 500 nicht-ärztliche Beschäftigte des Universitätsklinikums Marburg am Dienstagmorgen um das Großkrankenhaus gezogen. Damit startet der erste Streiktag von Pflegekräften, Therapeuten sowie Mitarbeitenden aus Technik, Küche, Verwaltung und Krankentransport der privatisierten mittelhessischen Universitätskliniken Gießen und Marburg (UKGM). Im aktuellen Tarifstreit fordern sie elf Prozent mehr, mindestens aber 600 Euro sowie ein Plus von 250 Euro pro Monat für die Auszubildenden. Die Geschäftsführung des Klinikums kritisiert den Streik hingegen als „vollkommen unnötig“.
Nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi fallen durch die Arbeitsniederlegung etwa 90 Prozent der Operationen aus. Mit dem dreitägigen Streik wollen die insgesamt 7000 nicht-ärztlichen Beschäftigten den Druck in den Lohnverhandlungen erhöhen. Im Vergleich zu umliegenden Häusern bleibe der Arbeitgeber mit seinem Angebot hinter den Gehältern an öffentlichen Kliniken zurück, kritisiert Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm. Während der Kundgebung vor dem Haupteingang des Klinikums erinnerte er an den erfolgreich abgeschlossenen Tarifvertrag Entlastung, den sich das Personal mit langen Streiks erkämpft hatte, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern: „Jetzt geht es darum, dass wir den zweiten Schritt schaffen“, rief er den Streikenden zu: „Damit Kolleginnen und Kollegen herkommen und bleiben.“
Krankenpflegerin Kira Hartmann schilderte, dass sich Auszubildende kaum ein WG-Zimmer in Marburg leisten könnten. Zudem sei ein Azubi-Wohnheim abgerissen worden: „Es kann nicht sein, dass wir mit der Bezahlung nicht hinterher kommen.“
Bettina Böttcher-Datten, die für Verdi in der Verhandlungskommission sitzt, kritisierte, dass der Arbeitgeber den Alltag im Klinikum ignoriere. Es gebe zu wenig Fachpersonal. Stellen blieben unbesetzt: „Die gleiche Arbeit muss von immer weniger Personen in immer kürzerer Zeit gemacht werden“, sagte sie. Um dies zu ändern, brauche es auch eine bessere Bezahlung: „Die Beschäftigten können und wollen nicht mehr länger die Fehlbeträge von Investitionen sowie die Renditen für die Aktionäre erwirtschaften“, sagte Böttcher-Datten, die sich zudem um die von Kürzungen bedrohte Zentralküche des Großkrankenhauses sorgt.
Auf scharfe Kritik stieß der am Dienstag begonnene Ausstand bei der Geschäftsführung des UKGM: „Der Warnstreik hilft niemandem weiter, er schadet nur den Patientinnen und Patienten“, sagte der Vorsitzende der UKGM-Geschäftsführung, Dr. Gunther K. Weiß. Die Tarifparteien befänden sich längst in konstruktiven Verhandlungen: „Wir haben bereits im Dezember vergangenen Jahres ein faires Angebot vorgelegt und sind bereit, bei der nächsten Verhandlungsrunde am 19. Februar zu einem tragfähigen Kompromiss zu kommen.“ Das derzeitige Gegenangebot der UKGM-Geschäftsführung umfasst eine Lohnerhöhung um mindestens 300 Euro pro Monat, eine einmalige Inflationsausgleichsprämie sowie diverse Zulagen.
Für den morgigen Mittwoch sind auch die nicht-ärztlichen Beschäftigten am Universitätsklinikum Gießen zum Streik aufgerufen, wo eine gemeinsame Demonstration stattfinden soll. Am Donnerstag wird der Streik nur in Gießen fortgesetzt.
gec