Gegen Plastikmüll: Die Stadtwerke Marburg wollen mit einer Aktion Kunststoffe im Biomüll reduzieren. Dafür schaut die Müllabfuhr künftig genau in die Biotonne.

Zigarettenkippen, Plastikverpackungen, Kaffeekapseln – wer solche Abfälle in seiner Biotonne entsorgt, bleibt auf seinem Biomüll in Zukunft möglicherweise sitzen. Biotonnen, in denen sich Plastik oder ähnlich unverwüstliche Stoffe befinden, werden von der Müllabfuhr in Marburg unter Umständen nicht geleert – das haben die Stadtwerke Marburg mitgeteilt. Dafür kontrollieren die Müllwerkerinnen und Müllwerker sogar den Inhalt der Tonnen. Werden sie fündig, versehen die Mitarbeitenden die Tonne stattdessen mit einem grünen Anhänger.

“Mit dieser Aktion wollen wir die Bürgerinnen und Bürger Marburgs für die richtige Befüllung der Biotonne sensibilisieren”, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster.
Hintergrund der Aktion ist eine Überarbeitung der sogenannten Bioabfallverordnung: Die bundesweite Verordnung besagt seit kurzem, dass Müll aus der Biotonne nur noch maximal ein Prozent Kunststoffe enthalten darf, bevor er in die weitere Behandlung gelangt.

Behandlung – das heißt im Fall des Biomülls, dass der Abfall auf Kompostierungsanlagen weiterverarbeitet wird. Befinden sich darin Plastiktüten oder ähnliches, bedeutet das für die Betreiber hohe zusätzliche Kosten – denn solche Stoffe müssen zunächst mit großem Aufwand entfernt werden. „Was fehlerhaft in der Biotonne landet, muss kostenintensiv wieder aussortiert werden. Wenn der Aufwand für das Aussortieren und Entsorgen des Restmülls steigt, steigen auch die Kosten für die grüne Tonne“, betont Sven Bratek, der Betriebsleiter der Kompostierungsanlage. Außerdem steige das Risiko, dass Kunststoffe als Mikroplastik in die Umwelt gelangen.

“Mit den erstmals eingeführten Obergrenzen wird sichergestellt, dass nur Bioabfälle mit sehr geringen, kaum vermeidbaren Mengen Kunststoff angeliefert wird,” so Armbrüster. Der Ein-Prozent-Wert gilt auch Verpackungen und Kaffeekapseln, die als biologisch abbaubare Kunststoffprodukte beworben werden.

Was in die Biotonne darf – und was nicht

„Grundsätzlich gilt: Alles was auf dem Teller war, darf auch in die Biotonne!“, erklärt Bratek. Obst- und Gemüsereste, Gartenabfälle wie Laub, Grasschnitt, Moos und Fallobst, gegarte Speisereste inklusive Fleisch- und Soßenresten sowie Speiseöle und Fette gehören in die Biotonne. Nicht in die Biotonne dagegen dürfen Kunststoffe aller Art und Gummi, Glas, Steine, Kehricht und Kohlenasche, Babywindeln und Staubsaugerbeutel, Blumentöpfe, Erde, Grassoden/Rasenziegel, Lederartikel und Zigarettenkippen sowie Kaffeekapseln und Bioabfall in Plastiktüten.

„Im Idealfall landen Lebensmittelverpackungen oder Plastiktüten erst gar nicht im Biomüll“, sagt Bürgermeisterin und Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Nadine Bernshausen.
Wer dennoch einen grünen Anhänger an seiner Tonne findet, sollte sich an das Abfallservicebüro der Stadtwerke unter 06421 205-850 oder an abfallservice@swmr.de wenden.

LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Manfred Richter / Pixabay