Um den Druck bei den Lohnverhandlungen für die 7000 nicht-ärztlichen Beschäftigten am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) zu erhöhen, ruft die Gewerkschaft Verdi zu mehrtägigen Streiks auf.

Vom 13. bis zum 15. Februar wollen die Pflegekräfte gemeinsam mit Verwaltungsmitarbeitenden, Therapeuten und anderen Beschäftigten für mehr Gehalt kämpfen. Die Gewerkschaft fordert elf Prozent, mindestens aber 600 Euro mehr Lohn, sowie ein Plus von 250 Euro pro Monat für die Auszubildenden. Dagegen biete der Arbeitgeber nur die Hälfte: „Das ist weniger als das, was in öffentlichen Kliniken vereinbart wurde“, kritisiert Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm. Dabei müsse das UKGM „eine Schippe drauflegen, um bestehende Lohnrückstände aufzuholen“.

Ganz anders sieht die Rechnung der UKGM-Geschäftsführung aus. Nach ihrem Angebot wird der Lohn zwar nur um mindestens 300 Euro pro Monat erhöht, mit Inflationsausgleichsprämie und anderen Zulagen kommt der Arbeitgeber jedoch auf eine Steigerung um 14,4 Prozent. Deswegen hält die Geschäftsführung den Streik für unnötig. Zudem dürfe man die Leistungsfähigkeit des Großkrankenhauses nicht überfordern, zu dem 80 Kliniken mit 2230 Betten gehören, die jedes Jahr rund 436.000 Patienten versorgen.

UKGM-Chef Gunther K. Weiß erinnert an den erst am vergangenen Montag unterzeichneten Entlastungs-Tarifvertrag, der 2023 mit einem dreiwöchigen Streik durchgesetzt wurde . Er soll die Arbeitsbedingungen deutlich verbessern und mehr Personal anziehen. Der Vertrag regelt nach Schichten und Stationen genau, wie viele Patienten eine Pflegekraft betreuen darf. Wird diese Obergrenze überschritten, gibt es einen Entlastungsausgleich in Form von freien Tagen. Zudem soll das Personal in den verschiedenen Berufsgruppen aufgestockt werden. So sollen zum Beispiel in den patientenfernen Bereichen wie den Laboren oder der Technik 102 Vollzeitstellen dazu kommen.

Auch Gewerkschaftssekretär Dzewas-Rehm lobt den Entlastungs-Tarifvertrag, der mindestens bis Ende 2025 gilt. Es handele sich dabei um das erste Vertragswerk dieser Art an einem kommerziell betriebenen Krankenhaus in Deutschland. Doch um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu locken, muss auch die Bezahlung stimmen, betont Dzewas-Rehm. Die zweite Verhandlungsrunde sei ohne Ergebnis geendet. Die nächste Runde beginnt am 19. Februar in Gießen. Dzewas-Rehm geht davon aus, dass während der Streiktage vom 13. bis zum 15. Februar viele Operationen und Behandlungen ausfallen werden. Start ist in Marburg, wo bereits am ersten Tag mit 1000 Streikenden gerechnet wird.

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes