… wieder Dezember, könnte man fragen angesichts des verdammt leckeren Stollengebäcks, das für eine vermutlich nur sehr kurze irdische Verweildauer von fürsorglichen Kollegen der Allgemeinheit bereitgestellt wurde.

Eigentlich nicht, eingedenk kurzer Pantalonen, leichter Turnschuhe und in Erwartung sonniger spätsommerlicher Temperaturen ab der Mittagszeit. Aber tauchten da nicht letztens schon wundersam Berge von weihnachtlichem Nasch­werk am Horizont über den vertrauten Einkaufsgängen auf? Lenkten nicht sanfte Lebkuchenhügel den Schritt des zögerlichen Konsumenten? Lockten nicht Kaskaden von Marzipankartoffeln den sorglosen Wanderer – auf der Suche nach was Leichtem fürs Abendessen, wahrscheinlich Salat – vom Weg ab? Lag nicht der süße Duft von Spekulatius und Vanillekipferl in der Luft? Taten sich sich nicht Schründe und Schluchten auf, gepflastert mit Dominosteinen, die schroffen Hänge voll Aachener Printen und allerley Pfefferkuchen, türmend in einem Dresdner-Stollen-Massiv von sagenhaften Format, über dessen puder­zucker­verhangenem Gipfel in einer strahlenden Gloriole der Nikolaus und das Christkind, und alle Glocken …

Neinneinnein, geh nicht in das Licht, pack deinen Geldbeutel fester und lauf schnell zur Frischetheke! Solange es halt noch geht.

Michael Arlt

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