Trotz Millionenloch im städtischen Haushalt: In Marburg muss niemand Gebühren zahlen für Kindergarten, Krippe oder Ganztagsbetreuung. Ein Luxus, den wenig andere Städte bieten – und an dem das Stadtparlament festhält.

Bei der Kinderbetreuung geht es den Marburgerinnen und Marburgern so gut wie in kaum einer anderen Stadt: Seit 2018 gibt es keine Kindergartengebühren mehr. Und das gilt im Unterschied zu den anderen hessischen Städten auch für Krippenplätze und für Ganztagsbetreuung. Zum Vergleich: Wer in Kassel wohnt, muss für die Betreuung eines einjährigen Kindes 209 Euro pro Monat zahlen, wodurch eine Familie pro Jahr 2500 Euro weniger in der Kasse hat. In Köln sind es – je nach Einkommen – sogar zwischen 332 und 638 Euro monatlich, in Hagen zwischen 310 und 787 Euro. Und es gibt genügend Kindergarten- und Krippenplätze in Marburg, was sonst ebenfalls nicht selbstverständlich ist. Um dies zu erreichen, wurden in den vergangenen zehn Jahren rund 500 neue Kindergartenplätze eingerichtet. Zugleich ist der Betreuungsschlüssel besser als andernorts.
Wie wichtig Marburg die Kinderbetreuung ist, lässt sich auch an der Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ablesen: Im Bereich der Bildung stieg sie seit 2018 um rund 100 Vollzeitstellen. Darin stecken auch zusätzliche Beschäftigte für die schulische Ganztagsbetreuung.
Derzeit will keine der im Stadtparlament vertretenen Parteien an diesem Schwerpunkt rütteln. Sie dürften sich auch noch gut daran erinnern, welche vehementen Proteste der letzte Versuch dieser Art hervorrief: 2017 sollten die damals noch existierenden Kitagebühren steigen, nachdem sie zehn Jahre lang nicht erhöht worden waren. Obwohl es auch damals eine großzügige Regelung für Menschen mit wenig Geld gab – 17 Prozent mussten nichts für die Plätze zahlen – protestierten die Familien mit Demonstrationen und Buhrufen gegen die Stadtspitze.

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Evgeni Tcherkasski/Pixabay