Die Universitätsstadt Marburg bleibt auch in den kommenden zwei Jahren offiziell „Fairtrade-Stadt“. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, erfüllt Marburg weiterhin alle fünf Kriterien der internationalen Fairtrade-Towns-Kampagne. Damit darf die Stadt den Titel, den sie bereits seit 2009 trägt, erneut führen. Sichtbar gemacht wird dies unter anderem am Samstag, 27. September, auf dem zweiten Marburger Schokoladenfest, bei dem die Stadt mit einem eigenen Informationsstand vertreten ist.
Bürgermeisterin Nadine Bernshausen bezeichnet die Titelverlängerung als Ausdruck einer klaren Haltung: „Fairtrade ist nicht einfach nur ein Titel zum Aufhängen, es ist eine Haltung. Dass Marburg erneut Fairtrade-Stadt ist, zeigt: Wir wollen mit unserem täglichen Handeln mehr Gerechtigkeit weltweit unterstützen – und das gemeinsam mit den Menschen vor Ort.“ Sie dankt insbesondere ehrenamtlich Aktiven und Mitgliedern der Steuerungsgruppe Fairer Handel, die mit vielfältigen Initiativen dazu beitrügen, den fairen Handel vor Ort sichtbar zu machen.
Marburg war 2009 die erste Stadt Hessens und die vierte Kommune in Deutschland, die als „Fairtrade-Stadt“ anerkannt wurde. Inzwischen gibt es bundesweit mehr als 820 Städte mit diesem Titel, weltweit sind es über 2000 in 36 Ländern. Vergeben wird die Auszeichnung von Fairtrade Deutschland e.V.
Der faire Handel hat in Marburg jedoch eine längere Tradition. Maßgeblich initiiert wurde das Engagement durch den Weltladen Marburg und seinen Trägerverein „Initiative Solidarische Welt“. Von dort aus ging auch der Anstoß, sich vor 15 Jahren erstmals um den Titel zu bewerben. Seitdem wurde die Auszeichnung regelmäßig verlängert.
Um den Titel tragen zu dürfen, müssen Kommunen bestimmte Bedingungen erfüllen. Dazu zählen ein offizieller Ratsbeschluss zur Unterstützung des fairen Handels, der Ausschank von fair gehandeltem Kaffee und Gebäck im Rathaus, die Arbeit einer aktiven Steuerungsgruppe, das Angebot fairer Produkte in Geschäften und Gastronomie sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in der Zivilgesellschaft.
Diese Aufgaben werden in Marburg durch die Steuerungsgruppe Fairer Handel koordiniert, in der unter anderem der Weltladen, die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck, die Micha-Initiative sowie Vertreterinnen und Vertreter des Einzelhandels mitarbeiten. Gemeinsam wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Aktionen umgesetzt.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema Kakao. „Gerade beim konventionellen Kakaoanbau gibt es besonders viele Missstände. So werden nicht nur die Kakaobäuer*innen schlecht entlohnt, sondern auch Kinderarbeit ist in den Kakaohauptanbaugebieten Ghana und der Elfenbeinküste weit verbreitet“, betont Bürgermeisterin Bernshausen. Um dafür Bewusstsein zu schaffen, setzt die Steuerungsgruppe auf öffentlichkeitswirksame Aktionen. So verteilen Ehrenamtliche in Osterhasenkostümen Informationsmaterial auf dem Marktplatz, verbunden mit einem Quiz über die Herkunft von Schokolade. In der Adventszeit erhalten Kinder- und Jugendparlament sowie Studierende faire Nikoläuse und Schokolade als Willkommensgruß.
Darüber hinaus werden Informationsmaterialien wie der Stadtplan „Fairkaufen, Fairspeisen, Fairkleiden in Marburg“ erstellt, der Hinweise auf Verkaufsstellen fairer Produkte sowie eine Übersicht gängiger Siegel enthält. Internationale Perspektiven fließen ebenfalls in die Arbeit ein: 2023 empfing die Stadt zwei Kaffeeproduzentinnen aus Nicaragua, die über Anbaupraxis, wirtschaftliche Herausforderungen und die Folgen des Klimawandels berichteten. Marburg unterstützte den Besuch finanziell, wodurch den Gästen auch eine Teilnahme an der bundesweiten Fairen Woche in Berlin ermöglicht wurde.
Das Engagement Marburgs ist eingebettet in die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele. Die Fairtrade-Towns-Kampagne versteht sich als Instrument, diese Ziele lokal umzusetzen. Unter dem Motto „Global denken, lokal handeln“ will Marburg auch künftig Verantwortung übernehmen.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich am Samstag, 27. September von 12 bis 18 Uhr im Rahmen des Schokoladenfests am Lutherischen Kirchhof informieren. Am Stand der „Fairtrade-Stadt Marburg“ erwarten Besucherinnen und Besucher ein Kakaoquiz, ein Schokoladengeschmackstest, ein Glücksrad sowie kleine Überraschungen aus fairem Handel.
pe/MiA