Der frühere Marburger Oberbürgermeister Dietrich Möller (CDU) galt als Talent im offenen Umgang mit Menschen. Von 1993 bis 2005 war er Oberbürgermeister der Stadt. Jetzt ist Dietrich Möller im Alter von 87 Jahren in Oberweimar gestorben.

Der gebürtige Dortmunder war ursprünglich Landwirtschaftsmeister, weshalb ihn sein Vorgänger Hanno Drechsler (SPD) einst als „Bauern vom Dorf“ bezeichnete. Die Arbeit auf dem Hof in Oberweimar gab er erst 1985 auf, als er schon lange in der Politik aktiv war. Insgesamt zwölf Jahre saß er in der Gemeindevertretung Weimar, mehr als 20 Jahre gehörte er dem Kreistag Marburg-Biedenkopf an, 13 Jahre war der Landtagsabgeordneter und agrarpolitischer Sprecher der CDU.

Als er 1993 zum Stadtoberhaupt gewählt wurde, galt dies als kommunalpolitische Sensation. Der damalige Innenminister Manfred Kanther hatte ihn eigentlich nur ins Rennen geschickt, damit er auch das Verlieren lerne, erzählte Möller später. Doch weil sich sein Gegenkandidat Gerhard Pätzold (SPD) für die große Koalition aussprach, gaben viele Sympathisanten der Grünen weiße Stimmzettel ab. Möller gewann die Direktwahl hauchdünn.

Und er nutzte den Glücksfall, der ihn unverhofft ins Amt gebracht hatte. In den Folgejahren baute er seine Mehrheit aus. Möglich war dies auch, weil er keine reine Parteilehre vertrat. Nach dem Abzug der Bundeswehr setzte er gemeinsam mit dem damaligen Baudezernenten Jürgen Gotthold (SPD) die heute als vorbildlich geltende Konversion der Kasernengebäude im heutigen Stadtwald durch. Auch die städtebauliche Entwicklung am Fuß der Oberstadt mit Kunsthalle, Cineplex, Louisa-Heuser-Brücke und Erlenringcenter fiel in seine Amtszeit. Stolz war er darauf, dass während seiner Amtszeit fast 7000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Als er 2005 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde, nannte ihn der damalige Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer (SPD) einen „Meister der Kommunikation“. Er selbst formulierte eher: „Man kann doch über alles reden.“

So leicht es ihm gelang, sich in der Bevölkerung und in der Verwaltung Freunde zu machen – in seiner eigenen Partei krachte es mitunter gewaltig. Höhepunkt der Querelen war die Spaltung der Marburger CDU im Jahr 2000. Vier langjährige Stadtverordnete kehrten der Fraktion den Rücken und machten unter dem Namen „Marburger Bürgerliste“ Politik. Als Hauptgrund für den Bruch nannten sie den Führungsstil Möllers, den sie zu selbstherrlich fanden. Auf Möllers Schreibtisch konnten Besucher seitdem lesen: „Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.“

Möller regierte mit wechselnden Mehrheiten. Diese „Marburger Verhältnisse“ wurden schwieriger, als er nach 1997 gegen eine rot-grüne Koalition arbeiten musste. Als „Landgrafen von Marburg“ titulierten ihn die Roten. Dafür nutzte Möller seine Rolle recht geschickt, um immer wieder Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung zu boykottieren. So legte er gegen das Tempolimit auf der Marburger Stadtautobahn, die Sperrung der Elisabethstraße, den Wegfall von Parkplätzen am Lahnufer und auf dem Steinweg sein Veto ein.

Mit 67 schied er aus der aktiven Politik aus, engagierte sich aber weiter als Präsident des Landesjagdbundes und kümmerte sich um den VfB Marburg, als dieser vor einem Schuldenberg und kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand. Er sorgte für eine Bürgschaft der Stadt und steuerte den Fußballverein in ruhigeres Fahrwasser. Jetzt nimmt die Stadtspitze „in großer Dankbarkeit“ Abschied von Dietrich Möller, der immer für gemeinsame Entscheidungen und Wege geworben habe. Die Trauerfeier findet am 17. Januar in Marburg statt.

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Rolf K. Wegst