Niedrige Pegel, hohe Wassertemperaturen: Um heimische Gewässer zu schützen, ruft das Regierungspräsidium Gießen zum Wassersparen auf.

Die Trockenheit der letzten Wochen und die Dürren der vergangene Jahre machen sich auch an mittelhessischen Gewässern bemerkbar: Viele Flüsse, Bäche und Seen führen derzeit nur wenig Wasser. Gleichzeitig sind die Wassertemperaturen vergleichsweise hoch – obwohl uns die heißesten Monate des Jahres noch bevorstehen. Das Regierungspräsidium Gießen ruft deswegen dazu auf, weniger Wasser zu verbrauchen.

„Obwohl es in den vergangenen Wochen ab und zu geregnet hat und es auch im vergangenen Winter reichlich Regen gab, reichen die Niederschläge in Mittelhessen nicht aus, um den sinkenden Wasserständen unserer heimischen Gewässer entgegenzuwirken“, sagt Gabriele Schramm, Leiterin des Dezernats „Oberirdische Gewässer, Hochwasserschutz“. Die Situation bereite ihr und den Kolleginnen und Kollegen Sorgen. „Wir stehen derzeit erst am Beginn des Sommers. Die Ferien haben noch nicht einmal begonnen, und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Sommers planen zwei untere Wasserbehörden ein Entnahmeverbot, damit die Tiere und Pflanzen in unseren heimischen Gewässern nicht geschädigt werden“, gibt sie zu bedenken.

Lahn führt immer weniger Wasser

An sich sei es nicht ungewöhnlich, dass die Pegelstände in dieser Jahreszeit niedrig sind, ergänzt Anika May aus dem Fachdezernat. Doch über die Jahre sei die Tendenz beispielsweise an der Lahn eindeutig: Im Mittel ist immer weniger Wasser im Fluss. Die Wassermenge sei aber nur ein Aspekt. „Die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung tun ihr Übriges: Der Sauerstoffgehalt im Wasser schwankt stark, der pH-Wert steigt an. Und Letzterer ist im Fall der Lahn zeitweise mit Werten um 9 ziemlich hoch“, ergänzt Andrea Krapp vom Dezernat „Kommunales Abwasser, Gewässergüte“.
Für die Tierwelt bleibe das nicht ohne Folgen. „Der hohe pH-Wert greift zum Beispiel die Kiemen der Fische an und die Konzentration an fischgiftigem Ammoniak kann ansteigen. Zudem wird zeitweise wenig Sauerstoff im Wasser gelöst“, erklärt die Expertin. Für die Tiere bedeute das Dauerstress, auch in Hinblick auf die Fortpflanzung. Im schlimmsten Fall könnten die Tiere sterben.

Die aktuell niedrigen Wasserstände in den heimischen Gewässern, noch vor Beginn des eigentlichen Hochsommers, seien das Ergebnis von mehreren zu trockenen Jahren, in denen es viel zu wenig geregnet hat. „Durch die derzeit hohen Temperaturen und die lange Sonnenscheindauer ist auch die Verdunstungsrate unserer Gewässer viel zu hoch, sodass nur ein Verbot der Wasserentnahme hilft, den Wasserspiegel zu stabilisieren“, betont Gabriele Schramm. Für die Bevölkerungen in Mittelhessen sei dies auch ein „Alarmsignal“, mit Wasser sehr sparsam umzugehen. Denn auch der Stand des Grundwasser sei mancherorts unterdurchschnittlich. Diesen Entwicklungen kann derzeit nur mit Sparsamkeit entgegengewirkt werden, ist die Dezernatsleiterin überzeugt.

pe/LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Regierungspräsidium Gießen