Ende Februar ist es soweit: Die Arbeiten zur Sanierung der Weidenhäuser Brücke beginnen – was auch bedeutet, dass die wichtige Verkehrsverbindung über die Lahn in die Innenstadt ab 26. Februar voll gesperrt wird, für Auto­fahrer, Radfahrer und Fuß­gänger.

Die 1891/92 erbaute Brücke ist aufgrund steigender Verkehrsbelastungen und Beschädigungen durch eindringendes Salzwasser dringend sanierungsbedürftig. In einem Kraftakt – für das städtische Bauamt, die kommunalen Finanzen und die beauftragte Baufirma – wird die Weidenhäuser Brücke nun instandgesetzt. Rund fünf Millionen Euro investiert die Stadt in die Sanierung der Weidenhäuser Brücke und den Anbau eines Fußgängerstegs an der Nordseite. Die Stadtwerke nutzen die Gelegenheit, um dort Leitungen zu verlegen.

Geplant ist, dass die Brücke bis Ende Oktober/Anfang November 2018 kom­plett gesperrt bleibt. Danach soll sie laut Stadt einspurig bis zum Ende des Bau­projekts befahren werden können.

Die Vollsperrung bietet nach Angabe der Stadt im Vergleich zu einer Teil­sperrung Vorteile für den Bauablauf: Durch die Vollsperrung könne die Brücke in einem Stück saniert werden. “So spart die Stadt mindestens eine halbe Million Euro”, sagte Oberbürgermeister Thomas Spies. Im Vergleich zum Angebot aus der ersten Ausschreibung spare die Stadt sogar insgesamt zwei Millionen Euro. “Außerdem verkürzt sich die komplette Bauzeit und damit die Dauer der Be­las­tung für die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer.” Bürger­meister und Baudezernent Wieland Stötzel ergänzt: “Da wir ohne Mittelverbau arbeiten und die Brücke so am Stück sanieren können, wird es nicht nur günstiger, sondern auch qualitativ hochwertiger.”

Der Auftrag für die Bauarbeiten ist an die Bietergemeinschaft von Eurovia Beton aus Hofheim-Wallau und Eurovia Verkehrsbau Union aus Umpferstedt vergeben worden. “Mit der Firma haben wir bereits gute Erfahrungen gemacht”, sagte OB Spies. Eurovia war am zweiten Bauabschnitt des Bahnhofsvorplatzes beteiligt.

Die Sperrung der Weidenhäuser Brücke bedeutet eine Belastung für den Straßen­verkehr in der Stadt. Die Straßenverkehrsbehörde rechnet damit, dass sich die Verkehrsströme auf die Hauptverkehrsstraßen in der Nordstadt und der Südstadt verlagern werden. Diese stoßen im Berufsverkehr zwischen 7 und 8.30 Uhr sowie 15.30 und 17.30 Uhr schon jetzt auf Kapazitätsgrenzen. “Nach der Sperrung wird sich erst genau zeigen, wie die Verkehrsströme sich verlagern”, sagt OB und Verkehrsdezernent Spies. Die Stadt müsse dann flexibel reagieren und könne an verschiedenen kleinen Stellschrauben drehen, um die Situation etwas zu verbessern. Eine Möglichkeit sei etwa die Ampelschaltung. “Allerdings hilft uns jedes Auto, das nicht fährt”, betont er.

Zusammen mit den Stadtwerken arbeitet die Verwaltung laut Spies aktuell daran, verstärkt für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu werben und attraktive Angebote zu schaffen. Arbeitgeber oder Gruppen von Kolleg­innen und Kollegen könnten beispielsweise gemeinsam mehrere Jahreskarten für den ÖPNV zu Sonderkonditionen kaufen. Auch über das Jobticket beraten die Stadtwerke Unternehmen. Zusätzlich soll – zunächst testweise für einen Monat – ein Shuttle-Bus eingerichtet werden, der direkt vom Hauptbahnhof und vom Parkplatz am Afföller aus den Pharmastandort in der Marbach und in Görz­hausen anfährt. Wer mit dem Zug nach Marburg kommt, könne an­schlie­ßend kostenlos mit den Bussen weiter zur Arbeit fahren.

Die Sperrung der Weidenhäuser Brücke hat auch auf den Fahrplan des ÖPNV Auswirkungen. Ab 26. Februar gilt daher ein Baustellenfahrplan, den die Stadt­werke in einer gesonderten Broschüre herausgeben. Die Linie 8 etwa wird auf­ge­splittet und fährt bis zum Erlenring.
Um die erwarteten Verkehrsstaus zu umgehen, rät die Stadt Marburg dazu, auch das Fahrrad als tägliches Verkehrsmittel in Betracht zu ziehen. Die Rad­routen rund um die Weidenhäuser Brücke würden während der gesamten Bau­zeit auf kurzen Wegen umgeleitet, sodass alle Ziele in der Innenstadt sehr gut erreichbar bleiben.

Auf die Brückensperrung müssen sich auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr einstellen. Durch Tests und sorgfältige Planungen soll der Brandschutz sicher­gestellt sein. Die Feuerwehr Marburg hat von der Hauptfeuerwache aus bereits Testfahrten zu Stoßzeiten über die Nord- und die Südspange gemacht und geht davon aus, ihre Ziele auf der anderen Lahnseite innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist zu erreichen. “Die Marburger Feuerwehren werden auch während der Bauzeit in gewohnt hoher Qualität alles menschenmögliche für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger tun”, so Feuerwehrdezernent Stötzel.

Infoveranstaltung
Die Stadt Marburg informiert über die Sanierung der Weidenhäuser Brücke, die Auswirkungen auf den Straßenverkehr sowie die Umleitungsstrecken am Mittwoch, 7. Februar, ab 19.30 Uhr im Stadtverordnetensitzungssaal.
Spätestens mit Beginn der Baumaßnahme will die Stadt eine Service-Telefon­nummer schalten, unter der sich die Bürger mit Fragen rund um die Sanierung melden können.

Die Weidenhäuser Brücke
… ist eine historische Sandsteinbrücke aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurde 1891/92 nach Plänen des Stadtbaumeisters Louis Broeg gebaut und ersetzte den Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert. Eine erste steinerne Brücke wird bereits im 13. Jahrhundert erwähnt.
Die Brücke besteht aus dreieinhalb Segmentbögen. Die Brückenpfeiler, Geländer­postamente, auskragenden Gesimse, Konsolsteine, Blendpfeiler und das Zierwerk sind noch im Original erhalten und sollen bei der Sanierung wieder freigelegt und teilweise rekonstruiert werden. Die letzten großen Arbeiten an der Brücke erfolgten 2002. Damals wurden die Grundpfeiler in der Lahn mit Beton verstärkt.

kro/pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Georg Kronenberg