Was für ein Aufreger: Da postet die Stadt auf Facebook, dass sie zum „Christopher Street Day“ an mehreren Fußgängerampeln die üblichen Ampelmännchen durch Homo- und Hetero-Pärchen ausgetauscht hat: Als ein Zeichenfür die Liebe und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, nach Wiener Vorbild, wo es Ähnliches gibt.
Eine schöne Idee könnte man meinen. Aber nein, das sehen so einigeKommentatoren auf Facebook ganz anders: „Unfassbar! deswegen Geldauszugeben!!!!!“, wird da getobt. „Armes Deutschland“, darf bei den Lästereienauch nicht fehlen. Während die Lästerer und Schreihälse freilich immer wieder betonen, dass sie natürlich nicht homophob seien, – aber so mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen, das gehe ja nun wirklich nicht…
Der städtische Facebook-Post zu den Ampelfiguren ist tatsächlich der mit den meisten Kommentaren und mit den meisten Leserdiskussionen in den letzten Jahren. Das bedeutet: Wenn sich über eine solch kleine Geste der Toleranz so viel mehr als über alle sonstigen lokalpolitischen Aufreger ereifert wird, dann zeigt dies, wie homophob unser Alltag immer noch ist – und wie tief verwurzelt die dumpfenReflexe sind, bei den ganz plötzlich über die Stadtfinanzen ach so besorgten Bürgern. Und das zeigt, wie richtig und wichtig die Ampelmännchen-Aktion wirklich ist.
Georg Kronenberg