… im Kopf noch in der einen Hälfte die Sentenz herumschwappt, dass im Seichten schlecht ertrinken sei, und in der anderen die entsprechenden Instanzen auf einer frühmorgendlich schlappen Suche nach Gegenbeweisen herumtapsen, und während die Hände noch muskelgedächtnisgesteuert und völlig losgelöst von allem, was weiter oben vor sich geht, dem dumpfen, vielfach geübten Ritual des Spülmaschineausräumens nachkommen, springt wie durch einen Vorhang von ausgewaschenen, gleichwohl nicht ganz sauber gewordenen Kohlesäcken ein klitzekleiner, glutroter Funke hervor, der binnen Zeitbruchteilen zum Alarmfeuer lodert, dessen Flackern sich vor die eingeweidehaft glucksende Bräsigkeit schiebt und die erste scharfe Gedankenspitze des Tages beleuchtet:
Wo ist das zweite Lieblingsglas, das italienische mit dem Blumenmuster, das aus dem Picknick-Korb? Es schneidet wie Laserschwert durch irische Butter an einem warmen Sommerabend auf dem Balkon. Plötzlich ist man hellwach und sucht und findet nicht, und sucht weiter und telefoniert und entwirft Rettungspläne und läuft herum und findet schließlich doch.
Ganz da hinten in der Ecke neben dem Bett steht das Glas, noch dazu auf dem Kopf. Und eine klitzekleine Spinne krabbelt darinnen. Wohl etwas schwächlich, denn die müsste – mal kurz nachgerechnet – seit gut zwei Tagen ohne Wasser und Nahrung sein. Macht denen zwar nix aus, aber immerhin … Ab mit dem Geziefer in den Blumenkübel und dem Gefäß in den Schrank. Und ein dreifacherTusch auf die wundersamen Wege von Mensch und Tier und Geschirr.
Michael Arlt