Rund 250 Menschen demonstrierten am Freitagabend, 16. Mai, bei einer Mahnwache gegen den „Bürgerdialog“ der AfD in Cappel.

Schon um 17:30 Uhr, eine halbe Stunde, bevor zum „Bürgerdialog“ eingeladen worden war, waren der Gehweg gegenüber des Bürgerhauses sowie die Wiese neben der Sporthalle in Cappel so gut gefüllt, dass kaum noch ein Durchkommen war. Viele Demonstrierende hatten bunte Schilder und Banner mitgebracht – „Die Welt ist bunt“, „AfD-Verbot jetzt“, „Hier ist kein Platz für Nazi-Propaganda“. Sehr präsent auch die Schilder der „Omas gegen Rechts“, die zur Mahnwache unter dem Motto „Den Rechten die Suppe versalzen“ aufgerufen hatten. „Seid Menschen!“ stand auf ihren Protestschildern – ein Zitat der am 9. Mai verstorbenen Holocaustüberlebenden Margot Friedländer. Bis 18 Uhr hatten sich laut Angaben der Polizei dann rund 250 Menschen zur Mahnwache am Bürgerhaus eingefunden.

Bereits am Mittag und frühen Nachmittag hatten Marburger*innen am Elisabeth-Blochmann-Platz gegen einen Infostand der AfD demonstriert.

Oberbürgermeister Spies, der den „Bürgerdialog“ zuvor bereits kritisiert hatte, eröffnete die Mahnwache mit deutlichen Worten:

Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen, dass unsere Mitbürger*innen, dass unsere Nachbarn ausgegrenzt oder mit Deportation bedroht werden. Dass unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Arbeitskollegen in Angst versetzt werden. In unserer schönen Stadt ist kein Platz für Rassismus und Rechtsextremismus, kein Platz für Faschismus – hier ist kein Platz für Menschenfeindlichkeit.

Thomas Spies
Oberbürgermeister Thomas Spies bei seiner Rede.

Weiterhin solidarisierte Spies sich mit den „Omas gegen Rechts“, die zuletzt Anfeindungen in Form von Online-Hasskommentaren, Vergewaltigungsfantasien und Morddrohungen (Recherche von Die Insider) ausgesetzt waren, da sie Bänke in Regenbogenfarben gestalteten.

Nicole Wehnert von den „Omas gegen Rechts“ machte den Demonstrierenden in ihrer Rede Mut:

Was kann ich schon verändern? Ich bin nur ein Sandkorn. So wie jede und jeder hier nur ein Sandkorn ist. Aber gemeinsam sind wir der Sand im Getriebe der AfD!

Nicole Wehnert

Auch betonte sie die politischen Ziele der „Omas“: Ein AfD-Verbot. Die Partei sei „keine Alternative für Deutschland“, sie sei „eine Schande für Deutschland“.

Zwischen den Redebeiträgen leitete die Marburger Musikerin Tina Kuhn ein Sing-Along des Liedes „Wer, wenn nicht wir“ an, das sie gemeinsam mit dem Liedermacher Matthias Almstedt im April 2025 veröffentlichte.

Politisches Sing-Along mit Tina Kuhn.

Die Demonstrierenden machten fortwährend von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch und äußerten sich in Gesängen wie „Wehrt euch, leistet Widerstand“, Sprechchören wie „Siamo tutti Antifascisti“ und, als die AfD-Politiker am Bürgerhaus eintrafen, mit „Buh!“-Rufen und „Nazis raus!“-Sprechchören.

Den „Bürgerdialog“ besuchten schlussendlich etwa 50 Personen, inklusive einiger Mahnwachen-Teilnehmer*innen, die sich der Auseinandersetzung mit der AfD stellen wollten.

Bildergalerie

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Toni Thonius und Michèle Herwig