OB-Kandidat Dirk Bamberger (CDU) setzt auf Wirtschaftsthemen


Es ist „Zehn vor neun“ und Oberbürgermeister-Kandidat Dirk Bamberger (CDU) plaudert bei einer Tasse Kaffee über die neuesten Nachrichten: „Einen wunderschönen guten Morgen hier im Live-Stream aus dem heimischen Wohnzimmer“, begrüßt er die Zuschauer. Dass sich seine Tochter noch beim gemütlichen Frühstücken in der Fensterscheibe spiegelt, stört ihn nicht. Auch über kleine technische Pannen lächelt er routiniert hinweg. „Guten Morgen Bambi“, meldet sich ein Zuhörer, der ihn offenbar besser kennt. Der christdemokratische Landtagsabgeordnete gehört zu den aussichtsreichen Kandidaten bei der Marburger Oberbürgermeisterwahl am 14. März. Vor fünf Jahren ging er in die Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Thomas Spies. Jetzt will er den Amtsinhaber ablösen. 


Angesichts der Corona-Pandemie macht Dirk Bamberger einen „hybriden Wahlkampf“. Jeden Morgen meldet er sich in der Sendung „Zehn vor neun“ auf Facebook und Instagram. Er spricht über die aktuellen Corona-Zahlen des Landkreises, Jeff Bezos und den Mord an Walter Lübcke, wirbt für den Kauf bei heimischen Geschäften und beendet seine Sendung mit heiteren „Fun-Facts“.


In die eigens angemietete „Wahl-Lounge“ im Schatten der Elisabethkirche kommen die Menschen nur nach Terminvereinbarung. Stattdessen ist hier ein kleines Studio aufgebaut. Jeden Nachmittag sendet die CDU den „Lounge-Talk“. Zum Teil mit, zum Teil ohne Bamberger geht es um Kommunales, Kultur, Frauen, Soziales und natürlich die CDU. Dazu gibt es „Politkabarett“ mit den CDU-Stadtverordneten Jens Seipp und Roger Pfalz. „Damit erreichen wir jeden Tag mehrere 1000 Leute“, freut sich Bamberger.


Der Christdemokrat setzt vor allem auf Wirtschaftsthemen. Schließlich ist er sparkassen- und bankenpolitischer Sprecher der CDU im Landtag, wo er im Wirtschaftsausschuss sitzt. Zudem hat er 28 Jahre lang bei der Marburger Sparkasse gearbeitet, zuletzt als stellvertretender Bereichsdirektor.

Er möchte Marburg zum „Healthcare-Valley“ machen und die Pharmaindustrie weiter stärken. Der 2020 beschlossene Masterplan Behringwerke sei eine Forderung der CDU gewesen: „Die Gewerbesteuereinnahmen sind die Lebensader unserer Stadt“, erklärt Bamberger. Und die hängen vor allem an den Pharmaunternehmen. Deshalb möchte er auch, dass der bereits seit den 70er Jahren diskutierte Behringtunnel „endlich ernsthaft geprüft wird“. Dadurch möchte er die Nordstadt mit der Ketzerbach vom Durchgangsverkehr befreien. Der Tunnel soll an der Abfahrt Afföller an die Stadtautobahn angebunden werden, über die Lahn führen und dann in den Berg am Wehrdaer Weg gebaut und am oberen Ende der Marbach wieder herauskommen. „Ich bin sicher, dass der Tunnel realisierbar ist“, so Bamberger. Zudem wünscht er sich eine bessere Erreichbarkeit der City mit dem Auto sowie eine Bauland-Offensive für Marburg.

In der Universitätsstadt ist der Konservative vor allem durch sein langjähriges Engagement bei der Feuerwehr bekannt. So war er mehr als zehn Jahre lang Wehrführer in Marburg-Mitte und hat das Blasorchester der Blauröcke gegründet. Seit 2018 ist der dreifache Vater Landtagsabgeordneter. Dort nahm er zunächst in der vorletzten Bank Platz. Die einzige bekannt gewordene Initiative aus Wiesbaden ist die zum Gehörlosengeld, das es voraussichtlich ab Sommer geben wird. Der 48-Jährige ist nämlich Sohn gehörloser Eltern – die Gebärdensprache ist seine Muttersprache. 

Größte Schwäche: Die CDU regiert in Marburg in einem Bündnis mit der SPD von Amtsinhaber Spies. Sich neben den Sozialdemokraten zu profilieren, ist kompliziert. Doch Bamberger kontert munter: Das mit einem klaren Fahrplan versehene Bildungsbauprogramm Bibap sei eigentlich eine Idee der CDU. Den „soliden Haushalt“ hätten sie gemeinsam aufgestellt. Das Seniorenzentrum am Richtsberg hätten sie mit der SPD erfolgreich auf den Weg gebracht. Dass an die Weidenhäuser Brücke ein Betonbauwerk „angeflanscht“ wird, hätten sie verhindert. Die Radfahrer könnten ja auch die Nachbarbrücken benutzen. Auch persönlich grenzt er sich von Amtsinhaber Spies ab, dem er „Gutsherrenart“ unterstellt: „Der Oberbürgermeister muss sich als Dienstleister für diese Stadt verstehen“, so Bamberger.

Ein weiteres Thema ist die von der CDU initiierte Stärkung der Stadtpolizei. Durch verstärkte Kontrollen habe sich die Situation auf den Lahnterrassen und im Norhampton Park verbessert, sagt Bamberger. Zudem sei die nach einem sexuellen Übergriff eingerichtete Kameraüberwachung per Knopfdruck im Jägertunnel ein Erfolg. Möglicherweise könne das Konzept auf den Tunnel an der Philosophischen Fakultät ausgeweitet werden.

Klassisch konservative Themen bedient er übrigens auch. So kritisiert er die Vergabe des „Marburger Leuchtfeuers“ an die Gießener Ärztin Katharina Hänel scharf. Laut Bamberger ist sie „fast schon eine Abtreibungsfundamentalistin“.

 Gesa Coordes

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes