Marburgs CDU-Bürgermeister Wieland Stötzel soll vorzeitig von seinem Amt abtreten. Das hat die Stadtverordnetenversammlung mit der Mehrheit von SPD, Grünen, Linken und Klimaliste in einer Sondersitzung beschlossen. Mit 37 zu 15 Stimmen votierten sie für die Abberufung des Christdemokraten. Damit ist der Weg für die Grüne Nadine Bernhausen als zukünftige Bürgermeisterin geebnet. SPD, Grüne, Linke und Klimaliste begründeten ihren Antrag mit den neuen Mehrheitsverhältnissen nach der Kommunalwahl. „Im Hinblick auf eine  angestrebte Koalition“ solle sich der „künftige politische Gestaltungswille auch zeitnah durch die personelle Besetzung des Amts des oder der Bürgermeister*in widerspiegeln“, heißt es in der Antragsbegründung.

Das zukünftige Bündnis steckt allerdings noch mitten in den holprig angelaufenen Koalitionsverhandlungen. Die Grünen waren als stärkste Fraktion aus der Kommunalwahl im März hervorgegangen und hatten auch die zeitgleich stattfindende Oberbürgermeisterwahl nur knapp gegen Amtsinhaber Thomas Spies (SPD) verloren. Ein erster Versuch, CDU-Bürgermeister Wieland Stötzel abzuwählen, scheiterte im Juni an Querelen zwischen SPD und Grünen. Dabei ging es um eine juristische Anfechtung der OB-Wahl durch grüne Unterstützer.

Deshalb hofft die CDU auch immer noch, dass die Abwahl „nicht gänzlich entschieden“ ist, wie der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Roger Pfalz formuliert. „Bei dem ganzen Hin und Her, das sich die beteiligten Parteien in den vergangenen Wochen und Monaten geliefert haben, halte ich es für denkbar, dass sich die vorgespielte Einigkeit bis September wieder verflüchtigt hat“, so Michael Selinka von der FDP. Die vorzeitige Abberufung Stötzels muss nämlich in einer zweiten Abstimmung am 29. September noch einmal bestätigt werden.

Frühestens im Oktober könnte Nadine Bernshausen dann zur neuen Bürgermeisterin Marburgs gewählt werden. Sie ist die aussichtsreichste Kandidatin für den Posten.       

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