OB-Kandidatin Andrea Suntheim-Pichler tritt für die BfM an

In eine Partei einzutreten, konnte sich die Unternehmerin Andrea Suntheim-Pichler nie vorstellen. Aber 2009, da nahm sie eine Freundin mit zu einem Stammtisch der „Bürger für Marburg“. Seitdem ist sie in der Wählergemeinschaft aktiv. Jetzt tritt sie bei der Wahl am 14. März als Oberbürgermeisterkandidatin an. 

Die 55-Jährige ist ein „Marburger Dippchen“, wie sie selbst sagt. Schon der Urgroßvater eröffnete 1912 eine Werkstatt für Chirurgiemechanik in der Marburger Uferstraße, aus der das heutige Sanitätshaus Kaphingst entstand. Doch Andrea Suntheim-Pichler wollte nach dem Abitur erst einmal weg von Marburg, machte eine Ausbildung zur Physiotherapeutin in Tübingen, wo sie sieben Jahre blieb. Als sie zurückkam, brachte sie ihren Ehemann und heutigen Geschäftsführer des Unternehmens mit, das inzwischen im Kaufpark Wehrda sitzt. Sie selbst kümmert sich vor allem ums Marketing und – in Zeiten des Homeschooling – um ein 16-jähriges „Pubertier“. 

Aus ihrer eigenen Schulzeit an der Amöneburger Stiftsschule hat sie nach eigener Einschätzung selbst noch eine Portion „Revoluzzergeist“ mitgenommen. Immer ein wenig quer zu denken und abseits von Parteizwängen neue Ideen zu entwickeln, so sieht sie auch ihre Rolle als kleinster Partner im Bündnis mit SPD und CDU. Seit 2011 sitzt sie im Stadtparlament, damals auf der letzten Bank hinter der CDU als einzige Abgeordnete der „Bürger für Marburg“. Inzwischen hat sie zwei Kollegen. Und sie hat Spaß daran, ihre Vorstellungen einzubringen und über die Fraktionsgrenzen hinweg Bündnisse zu schmieden.

Selbstverständlich legt die Geschäftsfrau viel Wert auf die Unterstützung der Marburger Unternehmen. Sie selbst hat das Glück, dass ihr eigener Betrieb „systemrelevant“ ist, weil er Patienten versorgt. Das Zukunftskonzept Oberstadt gehe auf die „Bürger für Marburg“ zurück, sagt sie. Dadurch sollen leerstehende Geschäfte vermieden werden. Inwieweit das angesichts der Pandemie gelingt, ist aktuell noch offen. Suntheim-Pichler setzt sich dafür ein, dass der Einzelhandel weiter gestärkt wird – auch mit mehr verkaufsoffenen Sonntagen und neuen Festen. Um besser in die Altstadt zu kommen, wünscht sie sich einen weiteren Oberstadtaufzug, der im Süden vom jetzigen Parkplatz der Sparkasse hinaufführen soll. Zugleich soll das „Herzstück Marburgs“ nicht nur eine touristische Fassade sein, sondern auch für Familien wieder attraktiv werden.

Auf neue Ansätze setzt sie bei der Frage, wo die rund 3000 Menschen leben könnten, für die Marburg nach der Prognose des Regierungspräsidiums in den kommenden Jahren Platz schaffen muss. Suntheim-Pichler wünscht sich einen neuen Stadtteil auf den Marburger Lahnbergen. Tausende von Menschen pendelten jeden Tag dorthin. „Warum also nicht gleich dort wohnen?“, fragt die 55-Jährige. Schließlich gebe es dort leerstehende Universitätsgebäude und nicht jedes Waldstück auf dem Gebiet zwischen Hansenhaus und Klinikum sei erhaltenswert. Auf den Lahnbergen könnten sowohl Ein- und Mehrfamilienhäuser als auch ein Kindergarten, Cafés, Restaurants, ein Supermarkt und ein Studierendenwohnheim entstehen. Zugleich sei die Verkehrsanbindung auf den Lahnbergen viel besser als in einem zukünftigen Stadtteil Hasenkopf. Man könne sogar ein autofreies Quartier schaffen. 

Den Verkehr möchte Suntheim-Pichler „ganzheitlich“ betrachten, so wie es dem Marburger Mobilitätskonzept entspricht: „Für mich ist die Gleichberechtigung der Verkehrsmittel wichtig“, sagt sie. So müsse man Radwege und öffentlichen Nahverkehr so ausbauen, dass die Menschen die Wahl hätten. Auch der Klimaschutzaktionsplan wird von den „Bürgern für Marburg“ unterstützt. OB-Kandidatin Suntheim-Pichler hat ihren Geländewagen vor einem Jahr verkauft und fährt seitdem vor allem E-Bike. Auch bei Regenwetter nimmt sie die Strecke vom Rotenberg bis ins Geschäftshaus in Wehrda in Kauf. Es brauche ein Fahrradparkhaus am Fuß der Oberstadt. Der öffentliche Nahverkehr könne etwa durch Filme im Fahrgastraum attraktiver werden. Zugleich bräuchten Unternehmen und Betriebe selbstverständlich Straßen. Suntheim-Pichler wünscht sich auch, dass ein möglicher Behringtunnel geprüft wird, um die Ketzerbach von den Pendlern zum Pharmastandort zu entlasten. 

Im Südviertel soll die Frankfurter Straße so umgestaltet werden, dass sie wieder zu einem „städtebaulichen Juwel“ wird. Die Straße mit ihren Gründerzeitbauten könnte von parkenden Autos befreit werden, wenn man die Tiefgarage unter dem Technologie- und Tagungszentrum TTZ erweitere, sagt sie. Und dann könnte auch der Wochenmarkt attraktiver gestaltet werden. 

Die Zusammenarbeit im Bündnis von SPD, CDU und „Bürgern für Marburg“ bezeichnet Andrea Suntheim-Pichler als „wirklich gut“. Und sie ergänzt: „Wir würden gern so weitermachen.“

Gesa Coordes

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes