Regierungspräsidium Gießen: “Verdacht auf Rüstungsaltlasten hat sich nicht bestätigt”

Die Bauarbeiten auf der A49-Trasse bei Stadtallendorf können weitergehen. Das Regierungspräsidium Gießen hob den Baustopp für Bereiche in der Nähe der Artilleriestraße im Herrenwald auf. Anfang Mai hatten Aktivisten von Parents for Future dort Hexyl nachgewiesen. Die Substanz ist giftig und diente während der NS-Zeit zur Sprengstoffherstellung.

Das Regierungspräsidium stoppte daraufhin die Arbeiten in dem Bereich und ordnete an, dass der Bereich auf verschiedene Schadstoffe untersucht werden muss.
Nach rund drei Monaten Stillstand auf der Baustelle hieß es am Mittwoch aus dem Regierungspräsidium, der Verdacht auf Rüstungsaltlasten habe sich nicht bestätigt. Es bestehe deswegen keine Gefahr für Menschen, den Boden oder das Grundwasser.
Für die Untersuchung habe man schichtweise Bodenproben aus 19 verschiedenen Teilflächen rund um die Artilleriestraße entnommen. Dabei stammten die Proben aus einer Tiefe von bis zu drei Metern. Auch Erdaushub, der aus einer Baugrube auf der Trasse stammt und später zu Dämmen aufgeschüttet wurde, sei analysiert worden.
Das Ergebnis der Laboranalyse lautet nun: In der überwiegenden Anzahl der Proben befinden sich keine Schadstoffe. In zwei Teilflächen sei eine “sehr geringe Konzentration” TNT nachgewiesen worden. Die Menge liege aber weit unterm Grenzwert. Die Probe einer anderen Teilfläche habe eine “geringfügige” Belastung mit PAK – kurz für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – ergeben. Auch hier sei der Grenzwert “deutlich unterschritten.” Hexyl hingegen habe die Laboranalyse in keiner der Proben entdecken können.

Für das Regierungspräsidium Gießen heißt das: Der Erdaushub von der Artilleriestraße kann in Zukunft problemlos auf der Baustelle verwendet werden.
Die Baugesellschaft DEGES, die die Arbeiten in Stadtallendorf übernimmt, hat sich jedoch anders entschieden: Sie will den Erdaushub vorsorglich wasserdicht unter der Fahrbahndecke verschließen.

Hintergrund: Im Herrenwald bei Stadtallendorf befand zwischen 1938 und 1945 die größte Sprengstoff-Produktionsstätte der deutschen Rüstungsindustrie. Neben TNT wurde dort auch Hexyl hergestellt. Möglich wurde die Produktion nur, indem Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden.
Die giftigen Rückstände der Sprengstoffherstellung verblieben in der Umwelt. Ab den 90er Jahren wurde der Boden auf dem Gelände aufwendig saniert.

LB/pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Robert Jones/Pixabay