Privatisierte Uni-Krankenhäuser erhalten nur einen Bruchteil der Förderung.
In einem „Weckruf“ beklagen 65 Klinikdirektoren die „extreme Ungleichbehandlung“ des privatisierten Universitätsklinikums Marburg und Gießen im Vergleich zum staatlichen Uni-Klinikum Frankfurt. Obwohl die drei Standorte etwa gleich groß seien und in ähnlichem Umfang ihre Aufgaben in Lehre, Forschung sowie hochspezialisierter Krankenversorgung wahrnähmen, fördere das Land Hessen vor allem Frankfurt.
Bei den Investitionen herrsche ein „extremes Ungleichgewicht“. So habe das Universitätsklinikum Frankfurt in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 150 Millionen Euro sowie eine Vielzahl spezieller Bezuschussungen erhalten. Dagegen wurden die Universitätskliniken Gießen und Marburg nur mit jeweils 25 Millionen Euro pro Jahr gefördert. In der Folge sei ein „existenzgefährdender Investitionsstau“ in den beiden mittelhessischen Städten entstanden.
Forderung nach gleichberechtigter Behandlung
Anlass für den offenen Brief der 65 Klinikdirektorinnen und Direktoren ist jedoch der Nachtragshaushalt des Landes, der dem Universitätsklinikum Frankfurt nach Informationen der Unterzeichner weitere 200 Millionen Euro bringen soll. Gleichzeitig sollen die mittelhessischen Universitätskliniken leer ausgehen. Von ihnen werde sogar erwartet, dass sie die Investitionsmittel selbst erarbeiten. Das könne aber nur durch eine Umwidmung der Gelder gelingen, die für die Patientenversorgung vorgesehen seien, sowie durch eine zusätzliche Belastung der Beschäftigten.

Damit werde die Verzerrung auf die Spitze getrieben, kritisieren die Klinikchefs. Für gleiche Aufgaben müsse das Land die gleichen Mittel gewähren. Sonst würden die mittelhessischen Patienten, die Studierenden und die Mitarbeiter des Klinikums deutlich schlechter gestellt als die Menschen in Südhessen.
Folgen der Privatisierung und Forderungen nach staatlicher Trägerschaft
Vermutlich hängt die Schieflage damit zusammen, dass die Uni-Krankenhäuser Gießen und Marburg 2006 fusioniert und privatisiert wurden – ein sogenanntes „Leuchtturmprojekt“ des damaligen CDU-Ministerpräsidenten Roland Koch. Hauptgrund war damals der Investitionsstau, durch den das Gießener Großkrankenhaus von der Schließung bedroht war. Sollte die private Trägerschaft der Uni-Kliniken der Grund für die extreme Ungleichbehandlung sein, „bliebe als ultimative Forderung die vollständige Rückkehr der Kliniken in die alleinige staatliche Trägerschaft“, formulieren die Unterzeichner. Zumindest in Marburg wird dies von vielen Menschen schon seit Jahren gefordert.
gec

