Am 23. März 1943 deportierten die Nazis 78 Sinti aus Marburg ins KZ Auschwitz – darunter auch Säuglinge. Die Stadt erinnerte am Mittwoch mit einer Gedenkfeier an sie.

Alfred Braun war ein Jahr alt, Erwin Reinhardt zwei Monate und Klara Winter gerade sieben Monate. Säuglinge und Kleinkinder wurden zusammen mit ihren Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Am 23. März 1943 wurden 78 Sinti aus Marburg und Umgebung nach Auschwitz deportiert – viele von ihnen wurden dort Opfer des nationalsozialistischen Massenmords.

Am Jahrestag der Deportation wird in Marburg an die ermordeten Sinti erinnert. Bei der Gedenkveranstaltung sprach Maria Strauß vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma. Sie betonte, dass der Antiziganismus nach Kriegsende nicht aus den Köpfen verschwunden sei. „Wie auch? An vielen entscheidenden Stellen saßen noch die gleichen Menschen, die auch im Nationalsozialismus entschieden haben. Erst 37 Jahre nach dem Krieg wurde der Völkermord an den Sinti anerkannt,“ so Strauß. Benachteiligung von Sinti und Roma gebe es zudem noch heute – das sei Studien zu entnehmen. Bei ihrem Besuch in Marburg zeigte sich Strauß dennoch optimistisch: „Heute zu Gedenken bedeutet, Opfern einen Raum in unseren Gedanken zu geben. Danke für dieses Gedenken in Marburg. Wenn ich hier bin, ist mein Herz voller Hoffnung.“

Die Gedenkfeier fand wegen der Corona-Pandemie in kleinem Kreis statt. Wer möchte, kann sich jedoch einen Videomitschnitt auf der Homepage der Stadt ansehen.

pe/LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Patricia Grähling