Vortrag und Diskussion mit dem Publizisten und Juristen Michel Friedman am 13. Mai im TTZ

Der brutale Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und die andauernden militärischen Aktionen Israels im Gazastreifen haben nicht nur auf bedrückende Weise die Aktualität des seit vielen Jahrzehnten ungelösten Nahostproblems klargemacht. In der Folge haben sich auch an vielen Stellen in der westlichen Welt, auch in Deutschland, vielerlei Anzeichen eines virulenten und erschreckenden Antisemitismus gezeigt.

Sicher werfen auch das Vorgehen der israelischen Truppen in Gaza und die humanitäre Lage dort viele Fragen auf. Ganz unabhängig aber von der auch in Israel kontrovers diskutierten Frage der Angemessenheit der israelischen Reaktion auf die Massaker der Hamas muss es uns beschäftigen, wenn das Existenzrecht Israels geleugnet wird und jüdisches Leben ausgerechnet in Deutschland aufs Neue bedroht scheint. Wenn Juden heute in der westlichen Welt glauben, ihre Identität verstecken zu müssen, wenn ein jüdischer Student allein wegen seiner jüdischen Identität brutal zusammengeschlagen wird, wenn Juden sich veranlasst sehen, über Auswanderung nachzudenken, kann uns das nicht gleichgültig sein.

Woher kommt dieser immer wieder sichtbar werdende Hass? Haben wir es neben dem alten Antisemitismus der politischen Rechten auch mit einem aus der arabischen Welt importierten Antisemitismus zu tun, dessen Ausmaß lange unterschätzt worden ist? Gibt es einen neuen, einen „woken“ Antisemitismus von links, der sich „antiimperialistisch“ und „antikolonial“ drapiert? Gibt es da neue Allianzen von ganz rechts und ganz links? Und was bedeutet es eigentlich, als Jude in Deutschland aufzuwachsen, zu leben und zu arbeiten?

Zu dieser Thematik hat die Marburger Initiative Zeitenwende den Publizisten, Juristen und Philosophen Michel Friedman eingeladen. Die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit ihm wird am Montag, 13. Mai, um 19 Uhr im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) stattfinden. Der Eintritt ist frei. 

Michel Friedmann

Es gibt kaum jemand, der kompetenter wäre, dazu Auskunft zu geben, als Michel Friedmann. Der 1956 in Paris geborene Jurist stammt aus einer Familie, deren Mitglieder zum größten Teil in Auschwitz umgebracht wurden. Nur eine Großmutter und seine Eltern konnten durch den Einsatz von Oskar Schindler überleben. Friedman siedelte mit seinen Eltern 1965 nach Frankfurt um. In den 70er Jahren nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Der Jurist Friedman war ab 1983 Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde in Frankfurt. 1999 wurde er ins Präsidium des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt und amtierte bis 2003 als stellvertretender Vorsitzender. Von 1994 bis 1996 gehörte er dem Bundesvorstand der CDU an. Seit 1993 ist er auch als Fernsehmoderator tätig. 

Später studierte er Philosophie und promovierte 2010. In den letzten Jahren ist er auch als Buchautor hervorgetreten. 2022 erschien sein stark autobiographisches Werk „Fremd“, im Februar 2024 hat er das Buch „Judenhass“ vorgelegt.

pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Nicci Kuhn