Das aktuelle Unwort wurde dieses Mal von der Uni Marburg verkündet.
Pushback – auf Englisch heißt das lediglich ‚zurückdrängen‘ oder ‚zurückschieben.‘ Im politischen Diskurs meint das Wort aber, dass europäische Grenztruppen Flüchtende direkt an den EU-Außengrenze wieder zurückzuweisen. Ein Euphemismus, wenn es nach der Jury der Sprachkritischen Aktion „Unwort des Jahres“ geht. Sie befand, dass der Ausdruck einen menschenfeindlichen Prozess beschönige, bei dem Flüchtenden das Recht auf Asyl verwehrt wird. Wer das Wort verwende, trage dazu bei, dass Verstöße gegen dieses Menschen- und Grundrecht verschleiert würden. Die Jury ist der Ansicht, dass in den Medien auch Kritiker von Grenzschutz-Maßnahmen den Ausdruck unreflektiert verwenden.
Auf Platz zwei landet „Sprachpolizei“. Der Begriff diffamiere Menschen, die sich für eine nicht-diskriminierende Sprache einsetzen. Er sei zudem irreführend – schließlich gebe es keine Instanz, die darüber wache, dass Sprachregeln eingehalten werden.
Zum Drittplatzierten kürte die Jury Vergleiche mit dem Nationalsozialistmus im Allgemeinen. Nach Angangen der Uni befanden sich unter den Vorschlägen zum Unwort des Jahres 2021 auch Ausdrücke wie „Impfnazi “ oder „Ermächtigungsgesetz“ (als Äquivalent zu Impfgesetz). Solche Vergleiche legten „völlig unzulässig“ nahe, dass die Corona-Pandemie der nationalsozialistischen Diktatur ähnelt.
An der diesjährigen Auswahl war auch die Sprachwissenschaftlerin Constanze Spieß beteiligt, die an der Uni Marburg am Deutschen Sprachatlas lehrt.
LB/pe