Um das insolvente DRK-Krankenhaus in Biedenkopf zu retten, schlägt ein Verbund aus rund 500 Ärzten in der Region ein Modellprojekt vor. Danach soll die Notaufnahmestation mit angestellten Ärzten aufrechterhalten werden, die in enger Verbindung mit dem Rettungsdienst stehen.

Allerdings soll diese Notaufnahme nur die Grundversorgung übernehmen. Deswegen soll die Station an einen Maximalversorger – das privatisierte Universitätsklinikum Marburg und Gießen – angebunden werden, der die schwereren Fälle übernimmt und die Rund-um-Versorgung an 365 Tagen im Jahr sicherstellt. „Da wäre eine gute Kooperation wünschenswert“, erläutert Dr. Peter Wilke, der ärztliche Leiter des Kooperationsverbandes Ärzte der Region Hinterland/Wittgenstein. Schließlich sei das Krankenhaus auch nach Einschätzung der hessischen Landesregierung ein „unverzichtbarer Bestandteil der Notfallversorgung“. Um die stationäre Versorgung zu erhalten, wollen die Mediziner die etablierte belegärztliche Versorgungsstruktur gewährleisten: „Dieses System funktioniert wunderbar“, sagt Wilke.

Der DRK-Kreisverband mit seinem Krankenhaus im Marburger Hinterland musste vor elf Monaten Insolvenz anmelden. Seitdem sucht der Insolvenzverwalter nach möglichen Investoren. Um den Betrieb für das laufende Jahr abzusichern, übernimmt der Landkreis Marburg-Biedenkopf Verluste bis zu einer Höhe von 2,66 Millionen Euro. Nach Einschätzung des Ärzteverbundes sind allerdings bislang keine Perspektiven erkennbar, die über das Jahr 2024 hinausreichen.

Dagegen berichtet Landrat Jens Womelsdorf, dass es weiterhin Interessenten gebe, die an der Fortführung des Krankenhauses interessiert seien. Die Gespräche dazu seien jedoch vertraulich und sollten erst in die Öffentlichkeit gehen, „wenn eine konkrete und tragfähige Lösung feststeht“. Er stellte auch weitere Hilfen durch den Landkreis im kommenden Jahr in Aussicht. Das müsse aber zunächst von Kreistag und Regierungspräsidium genehmigt werden.

Der DRK-Kreisverband Biedenkopf hatte den Landkreis vor wenigen Tagen dazu aufgefordert, das insolvente Krankenhaus selbst zu betreiben. Landrat Womelsdorf sagt dazu: „Würde der Landkreis nach Abschluss des Insolvenzverfahrens nur dieser gesetzlichen Verpflichtung nachkommen, würde das Krankenhaus in seiner jetzigen Form nicht so umfassend erhalten bleiben.“ Es gehe ihm darum, „dass der Standort möglichst mit den derzeitigen Dienstleistungen weiterhin besteht“.

Auch der Ärzteverbund beurteilt eine alleinige Übernahme durch den Landkreis skeptisch. Das sei „wenig zielführend“, wie die Beispiele aus Nachbarlandkreisen zeigten. Dagegen sehen die Mediziner in ihrem Modellprojekt eine „Zukunftsperspektive, welche sich in die hessischen Gesundheitsregionen einpasst und als Matrix für andere Landkreise dienen kann.“ Hinter dem Verbund stehen der „Kooperationsverband Ärzte der Region Hinterland/Wittgenstein“, die „Ärztegenossenschaft im Landkreis Marburg-Biedenkopf“, der Notarztstandort West-Dautphetal, die niedergelassenen Hausärzte in Biedenkopf und Umgebung sowie die angestellten Ärzte, die niedergelassenen Fachärzte und die Belegärzte im Krankenhaus Biedenkopf. Mit ihrer Idee wandten sie sich an den Landkreis und den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein.

gec

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes