Hintergründe bleiben unklar.

14 von 15 Mitarbeiter:innen von Station 235 verlassen das Marburger Universitätsklinikum zum 31. März. Welche Gründe hatte das Pflegepersonal, als es die Kündigungen einreichte? Mit welchen Maßnahmen hat die Geschäftsführung im Vorfeld versucht, ihre Situation zu verbessern? Und warum hat man die Maßnahmen nicht „spürbar“ umsetzten können, wie es in der Presseerklärung vom Freitag (08. Oktober) heißt?
Auf diese Fragen antwortet die Geschäftsführung vage. Der Express hat das UKGM letzten Freitag um eine Stellungnahme gebeten. Heute kamen die Antworten.

Zu den Maßnahmen für die chirurgischen Station 235 heißt es, es habe “mehrere Unterstützungs- und Entlastungsmaßnahmen” gegeben; und “auf die Details wollen wir jetzt nicht mehr eingehen.” Bei den Kündigungsgründen verweist das UKGM auf frühere Presseerklärungen. Es sei auf Station 235 zu einer “speziellen Situation” gekommen, und nicht alle Bereiche des Uniklinikums seien so belastet.
ver.di-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm hatte kürzlich kritisiert, dass am Marburger Standort wenig Personal zu viele Patient:innen behandeln müsse.Der Personalschlüssel ist aber laut UKGM kein Grund für die angespannte Lage auf den Lahnbergen. Dzewas-Rehm kritisierte auch, dass das Klinikum privat geführt wird. Einen Zusammenhang zwischen die Kündigungen und der Rechtsform des Klinikums sieht die Geschäftsführung hingegen nicht. Sie verweist darauf, dass der Arbeitsmarkt für Pflegepersonal angespannt sei. Auch an anderen Krankenhäusern wie in Frankfurt oder Berlin befänden sich die Angestellten in belastenden Situationen.

Im Statement heißt es aber auch, das Klinikum befinde sich aktuell in einer “sehr beanspruchenden, belastenden Zeit.” Das gelte für alle Beschäftigten. Als Grund dafür nennt die Führung die Coronapandemie. In den letzten eineinhalb Jahren habe das Krankenhaus nicht alle Patient:innen behandeln können – das müsse jetzt nachgeholt werden.
Die Führungsebene wehrt sich dagegen, wie das UKGM in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Die meisten Mitarbeiter:innen seien zufrieden und das Bild der “Massenkündigungen” werde der Lage nicht gerecht. Station 235 sei weiterhin geöffnet. Das Klinikum habe zudem 50 Vollzeitstellen seit letztem Jahr aufbauen können.

LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gesa Coordes