Die ärztliche Direktorin am Marburger Uniklinikum zu den steigenden Fallzahlen.

37.120 Neuinfektionen meldete das RKI Freitagmorgen (05. November) – so viele wie noch nie seit Beginn der Corona-Pandemie. Mit steigenden Infektionszahlen im Herbst und im Winter rechnet auch Rita Engenhart-Cabillic, die ärztliche Direktorin des Marburger Uniklinikums. Wie ist das Klinikum auf den Lahnbergen darauf vorbereitet? Die Medizinerin hat schriftlich Auskunft gegeben.

Grundsätzlich sei man gut dafür aufgestellt, dass die Stationen auf den Lahnbergen in den nächsten Monaten höher ausgelastet sein könnten. Der Krisenstab habe sich intensiv mit unterschiedlichen Szenarien auseinandergesetzt. Belastungsspitzen für das Pflegepersonal schließt Engenhart-Cabillic aber nicht aus. Auf diese werde der Krisenstab und die Geschäftsleitung wie bisher kurzfristig reagieren.
Engenhart-Cabillic weist auch darauf hin, “dass bei einer bestimmten Belastungssituation auch nur eine bestimmte Anzahl von Betten betrieben werden kann.” Das hinge davon ab, wie viele Pflegekräfte erforderlich seien, um die Patient:innen zu versorgen.
Weil die Belastung für sie zu hoch war, haben im Oktober 14 Mitarbeiter auf Station 235 am UKGM gekündigt

Aktuell sind in Hessen 66,2 % der Bevölkerung vollständig geimpft. Engenhart-Cabillic geht trotzdem davon aus, dass mehr Patient:innen im Klinikum und in den Intensivstationen behandelt werden müssen. “Die Verbesserung der Impfquote ist der einzige Weg – abgesehen von erneuten Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die sich niemand wünschen kann – zu verhindern, dass die Intensivstationen wieder überlastet werden,” schreibt sie. Sie appelliert deswegen an alle Ungeimpften, sich das Vakzin verabreichen zu lassen. Denn die meisten COVID-19-Patient:innen auf den Intensivstationen des Uniklinikums seien nicht geimpft.
Hinzu komme, dass der Impfschutz bei Menschen über 60 inzwischen wieder abnehme. Die ärztliche Direktorin hält die ‘Booster-Impfung’ deswegen bei dieser Gruppe für “ausgesprochen wichtig.” Aktuell behandle das Klinikum Patient:innen im Alter von 33 bis 90 stationär – die meisten seien aber über 65 (Stand 03. November).
Für die nächsten Wochen rechnet Engenhart-Cabillic aber damit, dass die Impfquote steigt. Hausärzt:innen und besonders die mobilen Impfteams sorgten dafür, dass mehr Menschen ihre erste Impfung erhalten.

LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Gerd Altmann/Pixabay