Pflegekräfte haben während der Pandemie Außergewöhnliches geleistet. Für die Kraftanstrengungen gibt es vom Bund den Corona-Pflegebonus – eigentlich. Denn nicht alle, die Einsatz gezeigt haben, erhalten auch etwas aus dem Paket.

“Pflegekräfte sorgen mit ihrem besonderen Einsatz dafür, dass Deutschland bisher die Pandemie bewältigen konnte. Dafür wollen wir uns erneut auch mit einer Prämie bedanken.” Mit diesen Worten hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Ende März diesen Jahres den sogenannten “Corona-Pflegebonus” begründet. Insgesamt eine Milliarde Euro hat der Staat dafür zur Verfügung gestellt. Die Summe geht zu gleichen Teilen an Pflegeeinrichtungen – beispielsweise Altenheime – und Kliniken.
Doch nicht jeder, der während der Pandemie in einer Klinik Einsatz gezeigt hat, hat auch Anrecht auf den Pflegebonus. Wer etwa in der Notaufnahme arbeitet, wird nicht vom Staat bedacht. Auch Hebammen oder Physio- und Ergotherapeut*innen erhalten nichts aus dem Pflegebonus.

Am Universitätsklinikum Gießen und Marburg wächst deswegen der Unmut. Unter dem Titel “Danke für Nichts” haben dort Beschäftigte, die vom Pflegebonus ausgenommen sind, einen Brandbrief veröffentlicht. Adressiert ist das Schreiben an Karl Lauterbach und den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein.
“Krankenhaus ist Teamarbeit,” heißt es darin. Während der Corona-Pandemie seien alle Beschäftigten im Krankenhaus derselben Situation ausgesetzt gewesen. Egal ob auf der Intensivstation, in der Notaufnahme, im Patiententransport, im Kreißsaal oder auch in der Reinigung – nur gemeinsam habe man die Versorgung für die Patient*innen aufrecht erhalten können. Dass nicht alle Beschäftigten dieselbe finanzielle Anerkennung erhalten, mache sie “fassungslos.”

„Seit Beginn der Pandemie werden Covid Patientinnen und Patienten fast ausschließlich in unserer zentralen Notaufnahme, 24 Stunden, 7 Tage die Woche ambulant behandelt oder bis zur stationären Aufnahme versorgt. Oft auch über mehrere Stunden intensivmedizinisch in unseren 3 Schockräumen, ob beatmet oder reanimiert. Wir sind die größte Schnittstelle in der Pandemie. Eine Corona-Prämie bekommen wir trotzdem nicht. Warum? Wieso wird unsere Arbeit durch die Politik nicht anerkannt?”

Team der zentralen Notaufnahme des UKGM am Standort Marburg

Unterstützung erhalten die Verfasser des Brandbriefs von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). „Im Krankenhaus geht es um das Zusammenspiel verschiedener Berufsgruppen. Alle haben die Zusatzbelastung der Pandemie gemeinsam gestemmt,” erklärt Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm. Seiner Meinung nach ist es ein Affront gegenüber den betreffenden Kolleg*innen, einzelne Berufsgruppen vom Pflegebonus auszunehmen.

Eine Antwort von Karl Lauterbach oder Boris Rhein” erwarten die Verfasser nicht, wie sie am Ende des Briefs schreiben. Stattdessen fordern sie “echte Lösungen” statt “falscher Symbolpolitik” von den beiden Ministern. Für sie bedeute das: “mehr Personal, faire Löhne und eine Gesundheitspolitik, bei der der Mensch wieder im Mittelpunkt steht.”

LB

Bild mit freundlicher Genehmigung von Lars Bieker