Biontech stellt Container-Fabriken zur Impfstoffproduktion in Afrika vor.

Im Marburger Biontech-Werk haben sich am Mittwoch (16. Januar) die Präsidenten von Ruanda, Ghana und dem Senegal – Paul Kagame, Nana Akufo-Addo und Macky Sall – mit dem Generaldirektor der WHO Tedros Adhanom Ghebreyesus und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze getroffen. Das Thema: Produktion von mRNA-Impfstoff in Afrika. Biontech plant, in Zukunft Containerfabriken auf den Kontinent zu schicken. In den “Biontainern” sollen nicht nur Impfstoffe gegen Corona, sondern auch gegen Malaria und Tuberkulose hergestellt werden.
Per Videostatement nahm auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teil.

Bei den “Biontainern” handelt es sich um gewöhnliche Schiffscontainer (auch ISO-Container genannt) – ausgestattet allerdings mit moderner Biotechnologie. Zwei Module sollen schätzungsweise 50 Millionen Dosen des Covid-Vakzins pro Jahr liefern können, teilt Biontech in einer Presseerklärung mit. Hergestellt werden die Container-Fabriken in Marburg. “Der Biontainer wird für die Herstellung einer Reihe von mRNA-Impfstoffen ausgerüstet sein, die auf die Bedürfnisse der Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union zugeschnitten sind,” heißt es in der Presseerklärung weiter.

Zunächst werden zwei Container nach Ruanda und in den Senegal gesandt, wie es in einer Pressemitteilung der Europäischen Kommission heißt. Ab 2023 möchte Biontech die Fabriken in kommerzielle Fertigung geben. Das Projekt sei Teil eines größeren Ziels, erklärte von der Leyen: “Bis 2040 will die Afrikanische Union erreichen, dass 60 Prozent der auf dem Kontinent verwendeten Impfstoffe auf dem Kontinent hergestellt werden.” Über eine Milliarde Euro wollen die EU-Mitgliedsstaaten und Finanzinstitute dafür bereitstellen.

Die Impfstoff-Politik von Biontech ist jedoch immer wieder Gegenstand der Kritik: Das Unternehmen gibt weder Patente noch Lizenzen über die eigenen Impfstoffe frei. In diesem Fall könnten afrikanische Länder die Vakzine einfach selbst produzieren.
Ärzte ohne Grenzen warf Biontech im Vorfeld des Treffens eine “Blockadepolitik” vor. Zwar begrüßt die Hilfsorganisation, dass das Unternehmen nun Impfstoff in Afrika produzieren wolle – es dauere jedoch zu lange, den Plan des Unternehmens umzusetzen. So viel Zeit haben wir in der fortschreitenden Pandemie nicht,” erklärte die Impfstoffexpertin Lara Dovifat von Ärzte ohne Grenzen.

“Die Behauptung Biontechs und der Bundesregierung, bestehende Hersteller im globalen Süden seien nicht in der Lage, Covid19-Impfstoffe herzustellen, halten wir schlichtweg für falsch,” erklärt Dovifat weiter. Dabei beruft sich die Hilfsorganisation auf eine eigene Studie: Demzufolge gibt es im globalen Süden 120 Pharmafirmen, die “innerhalb von Monaten” mRNA-Impfstoffe produzieren könnten, “würde Biontech einem Technologietransfer zustimmen,” so Dovifat.

Auch vor dem Biontech-Werk in Marburg fand aus diesem Grund eine kleine Demonstration statt.
Jan Schalauske, Fraktionsvorsitzender der Linken im hessischen Landtag, kritisierte auf Twitter, es sei längst überfällig, Produktionsstätten im globalen Süden aufzubauen.

LB/pe

Bild mit freundlicher Genehmigung von Biontech